Jüdische Ärzte und Ärztinnen

Station 7: Dr. Erna Rüppel

Kartenausschnitt Augustastr. 10

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Die jüdische Kinderärztin Dr. Erna Rüppel wurde 1895 als Erna Marcus in Wuppertal geboren. Erna wuchs in Köln auf. Dort machte sie 1913 das Abitur. Erna gehörte zu den wenigen Frauen, die zu dieser Zeit Medizin studierten. An der Universität Bonn lernte sie ihren späteren Ehemann Hans Rüppel kennen. Hans und Erna heirateten im Dezember 1921.

1927 zog das Paar nach Solingen. In Solingen lebten bereits Verwandte von Erna. Einige Jahre später bauten Erna und Hans in der Augustastraße 10 ein Haus. Im Haus gab es zwei Praxen und zwei Wohnungen. Erna und Hans zogen dort 1931 ein.

Foto Dr. Erna Rüppel am Kinderkrankenbett, wohl Anfang der 1920er Jahre, Quelle: Horst Sassin
Dr. Erna Rüppel am Kinderkrankenbett, wahrscheinlich Anfang der 1920-er Jahre, Quelle: Horst Sassin

Die Nationalsozialisten verboten Erna, als Kinderärztin zu arbeiten. Hans war kein Jude. Dennoch durfte er die Innere Abteilung an der Heilanstalt Bethesda nicht mehr leiten, weil seine Frau Jüdin war. Hans verlor auch seine Kassenzulassung.

Im November 1938 verwüsteten die Nationalsozialisten die Praxis von Hans. Und sie zerstörten auch die Wohnung von Hans und Erna.

Das Ehepaar entschloss sich, sich zum Schein scheiden zu lassen, damit wenigstens Hans normal verdienen konnte. Die Familie, Ernas Mutter und die ältere Schwester Grete, die behindert war, brauchten dringend Geld.

Foto des Ehepaars Erna und Hans Rüppel in den 1920ern, Quelle: Horst Sassin
Das Ehepaar Erna und Hans Rüppel in den 1920er-Jahren, Quelle: Horst Sassin

Erna zog in ein jüdisches Heim, wo sie als Krankenschwester begann. Im Sommer 1942 wollten die Nationalsozialisten Erna in das Konzentrationslager Theresienstadt schicken. Erna gelang es aber unterzutauchen. Mit der Hilfe von kroatischen Freunden konnte Hans für Erna gefälschte Papiere organisieren.

Mit diesen Papieren konnte Erna unter falschem Namen an einem Krankenhaus in München arbeiten. Sie hatte ständig Angst, dass die Nationalsozialisten entdeckten, wer sie wirklich war. 1945 war der Zweite Weltkrieg zu Ende. Deutschland war vom Nationalsozialismus befreit. Erna konnte nach Solingen zurückkehren. Ihre Mutter und ihre Schwester waren in Theresienstadt gestorben.

In Solingen eröffnete Erna ihre Praxis neu. Ihren Mann heiratete sie ein zweites Mal. Das Ehepaar engagierte sich sehr für die neue Demokratie in Deutschland.

Erna starb 1970. Ihr Grab befindet sich auf dem evangelischen Friedhof Kasinostraße. Zu ihrer Beerdigung kamen sehr viele Menschen. Seit dem Jahr 1918 gibt es für Erna einen Stolperstein in der Augustastraße 10.