Die Familie Coppel

Station 3: Die Firma Alcoso

Malteserstraße 6 – Zur Karte – Zum Tourstart

Die 1821 gegründete Firma Alexander Coppel Solingen befand sich auf diesem Gelände zwischen der heutigen Malteserstraße und dem Werwolf. Sie wurde vom gleichnamigen Großvater Alexander Coppels gegründet.

1853 trat sein Sohn, der damals 23-jährige Gustav Coppel, in das väterliche Geschäft ein. Neben Stahlwaren produzierte die Firma auch Waffen. Damit gehörte die Firma den wichtigsten Branchen der Solinger Industrie an. 1862 galt das Unternehmen als drittgrößtes der Stadt und gehörte bis zum Ersten Weltkrieg einer „Verkaufsvereinigung“ von fünf Solinger Waffenherstellern an, die weltweit ihre Produkte vertrieben. Ab der Jahrhundertwende stellte das Unternehmen auch nahtlose Rohre her, zunächst nur für den Fahrradbau. Um 1898 entstand in Hilden eine zusätzliche Fabrikation, in der erstmals ein kaltgezogenes Präzisions-Stahlrohr gefertigt wurde, das als „Coppelrohr“ weltweit bekannt wurde. 1912 beschäftigte das Unternehmen 380 Mitarbeiter.

Briefkopf der Firma Alexander Coppel. Quelle: Stadtarchiv Solingen, RS 20014

Gustav Coppel engagierte sich in der Stadt Solingen in vielen Funktionen. Er war unter anderem Präsident der Handelskammer, Aufsichtsratsvorsitzender des Siegen-Solinger Gussstahl-Aktien-Vereins, Vorsitzender des Scherenfabrikantenvereins und Vorsitzender der Vergleichskammer in der Scherenbranche. Er wurde nicht nur von vielen Unternehmerkollegen, sondern vor allem von der Arbeiterschaft geschätzt, da er für die partnerschaftliche Konfliktaustragung und Kooperation mit den Gewerkschaften der Solinger Schneidwarenindustrie eintrat, eine Haltung, die von den „Hardlinern“ im Unternehmerlager vor dem Ersten Weltkrieg immer stärker bekämpft wurde.

Der Enkel des Firmengründers, Alexander Coppel, und sein Bruder Carl Gustav Coppel führten als erfolgreiche Industrielle die Firma sicher durch Weltkrieg und Inflationszeit. Die Firma „Alexander Coppel Solingen“ produzierte als Unternehmen mit Weltruf typische Solinger Kleineisenwaren. Das 100-jährige Bestehen im Jahr 1921 nahmen sie zum Anlass, zwei Millionen Mark in verschiedene Schenkungen und Stiftungen zu geben.

Heinz, Carl Gustav, Alexander und Hermann Coppel (v. l.) anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums 1921, Quelle: Stadtarchiv Solingen, RS 10125

1936 wurde die Firma Coppel „arisiert“. Am 1. März wurde das Hildener Werk mit der Kronprinz AG fusioniert und nannte sich nun „Röhrenwerke Coppel G.m.b.H.“. Die enteigneten jüdischen Geschäftsinhaber stellten mit der „Carl Gustav und Dr. Alexander Coppel-Stiftung“ noch einmal 50.000 Mark für die ehemalige Belegschaft zur Verfügung. Im April 1936 wurde die Gesamtfirma Alexander Coppel in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt, Alexander und Carl Gustav Coppel waren damit endgültig aus dem Betrieb gedrängt.

Wir stehen hier vor dem Firmengebäude der heute noch bestehenden Firma ALCOSO. Deren Name besteht aus den Abkürzungen von Alexander Coppel Solingen. Die Firma ALCOSO wirbt auf ihrer Internetseite mit dem Gründungsjahr 1821 und dem Porträt von Alexander Coppel. Hier wird berichtet:

Der Gründer der Firma ALCOSO Alexander Coppel, Solingen war jüdischer Abstammung. Infolgedessen wurden die Besitzer während der Nazizeit dazu gezwungen ALCOSO zu einem Spottpreis zu verkaufen, nach dem II. Weltkrieg wurde dann mittels Nachzahlung an die Hinterbliebenen ein Ausgleich geschaffen. Die Blankwaffen wurden aus dem Sortiment entfernt und man konzentrierte sich wieder auf das Stammsortiement. Die Haarschneidemaschinen spielten eine immer wichtigere Rolle und dominierten den Geschäftsbereich.“

Nach einer Insolvenz und einem Inhaberwechsel produziert die Firma ALCOSO heute vor allem Werkzeuge im Tierpflegebereich und exportiert diese in mehr als 80 Länder weltweit.

Nach Vergleich mit historischen Karten ist es sehr wahrscheinlich, dass Teile des ehemaligen Produktionsgebäudes der historischen Firma Alexander Coppel bis heute an dieser Stelle erhalten geblieben sind.