Die Familie Coppel

Station 7: Alexander-Coppel-Gesamtschule

Wupperstraße 126 – Zur Karte – Zum Tourstart

Wir stehen hier an der Alexander Coppel-Gesamtschule. 1982 nahm die erste Gesamtschule Solingens ihre Arbeit auf. 1983 siedelten die ersten Klassen der neuen Städtischen Gesamtschule Solingen an diesen Standort an der Wupperstraße über.

Erst 2015 wurde die Schule in Alexander-Coppel-Gesamtschule umbenannt. Dreier Anläufe hatte es dazu bedurft. Aber wie kam es dazu? Der Solinger Künstler Armin Alfermann hatte beim damaligen Oberbürgermeister Gerd Kaimer angeregt, eine Schule mit der Patenschaft über den jüdischen Friedhof am Estherweg zu betrauen.

Wilhelm Bramann, der in den Jahren 1986-1990 Lehrer an der Gesamtschule Solingen war, gründete 1987 die Arbeitsgemeinschaft Jüdischer Friedhof, die diese Patenschaft übernahm. Nach wie vor wird der Friedhof von dieser Schüler-AG betreut und gepflegt. Sie sucht und hält Kontakt mit den Nachkommen und wirkt bei dem seit 1990 bestehenden Schüleraustausch mit einer Partnerschule in der israelischen Stadt Ness Ziona mit, die seit 1986 die Partnerstadt Solingens ist.

Wilhelm Bramann veröffentlichte 1994 seine eindrucksvolle Biografie der Familie Coppel, die seit etwa 1770 in Solingen ansässig war. Er beschreibt darin unter anderem deren starkes soziales Engagement vor allem für die Kultur-, Bildungs- und Gesundheitsförderung.

Wilhelm Bramann mit Eleonore Reiche, Schwiegertochter von Anna Reiche, geb. Coppel. Foto: Daniela Tobias

Angeregt sicherlich auch durch diese Publikation forderte im Februar 1996 die Hauptversammlung der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft), eine Straße, ein öffentliches Gebäude oder ähnliches nach Gustav Coppel, seinem Sohn Alexander oder nach der Familie Coppel zu benennen. In dem GEW-Beschluss hieß es:

Es ist an der Zeit, dass eine Anregung Georg Meistermanns, des Kulturbeauftragten der amerikanischen Besatzungsbehörde für Solingen, eine Straße in Solingen nach Coppel zu benennen, noch einmal aufgenommen wird (…).“

Tatsächlich hatte bereits Georg Meistermann, der berühmte Solinger Maler und Grafiker, der über 1.000 Glasfenster an 250 Orten in Europa schuf, 1945 vergeblich vorgeschlagen, die von den Nationalsozialisten in „Straße der SA“ umbenannte Kölner Straße nach Alexander Coppel zu benennen.

Die Stadtverwaltung unterbreitete daraufhin dem Ältestenrat folgende Vorschläge: im Zuge der Bebauung des Mühlenplatzes Neubenennungen vorzunehmen; den Park im Maltesergrund oder den an das Coppelstift angrenzenden botanischen Garten umzubenennen sowie einen Straßenabschnitt der Malteser- bzw. die kaum bewohnte Lindenstraße im Umfeld der ehemaligen Synagoge nach Coppel zu benennen.

Der Ältestenrat nahm die Verwaltungsanregungen lediglich wohlwollend zur Kenntnis. Er unterstützte vor allem den Vorschlag des späteren Oberbürgermeisters Uibel – auch vor dem Hintergrund des Engagements der Schülerschaft an das Kollegium und die Schulgemeinde der Gesamtschule Wupperstraße den Vorschlag heranzutragen, diese Schule in Coppel-Schule umzubenennen“.

Obwohl sich unabhängig von der Initiative des Ältestenrates im Frühjahr 1996 die Fachkonferenz Geschichte/Politik der Gesamtschule mit dem Antrag zur Umbenennung in Alexander-Coppel-Gesamtschule an die Lehrerkonferenz gewandt hatte, lehnte diese den Antrag mit deutlicher Mehrheit ab. Ein weiterer Versuch scheiterte im Juli 2002.

Die Gründe für diese Ablehnungen waren vielfältig. Es wurde zu dieser Zeit offenbar noch nicht erkannt, welche Bedeutung das Beispiel der Familie für die Persönlichkeitsbildung junger Menschen und für den Erziehungsauftrag der Schule haben kann. Beim Schicksal der Familie Coppel stehen das herausragende Mäzenatentum für die soziale, schulische und gesundheitsfördernde Entwicklung der Stadtgesellschaft ebenso wie die partnerschaftliche Konfliktaustragung der Firmenleitung und Kooperation mit den Gewerkschaften im starken Kontrast zu der anschließenden Verfolgung der Familie während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft.

Am 28. April 2015 beschloss der Schulausschuss endlich die Umbenennung der Städtischen Gesamtschule Solingen, nachdem zuvor schulintern empfohlen worden war, damit das soziale Engagement und die Haltung Dr. Alexander Coppels zu würdigen. Die Umbenennung wurde mit einer Feier am 28. September 2015 in Gegenwart dreier Angehöriger der Familie Coppel und der für den Schüleraustausch an der Ben-Gurion-Schule in Ness Ziona verantwortlichen Lehrerin Haya Cohen begangen.

Es wurde in diesem Zusammenhang auch ein Kooperationsvertrag zwischen der Schule und der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal geschlossen. Dieser beinhaltet unter anderem regelmäßige Besuche von Lerngruppen der Schule in der Begegnungsstätte, die Vorbereitung von Exkursionen in NS-Gedenkstätten und die Beratung und Begleitung von Projektunterricht. Auch mit der 2019 gegründeten Bildungs- und Gedenkstätte Max-Leven-Zentrum Solingen ist eine Kooperation geplant.