Jüdische Ärzte und Ärztinnen

Station 6: Emil-Kronenberg-Haus

Kartenausschnitt Mummstr. 10

Mummstraße 10 Zur KarteZum Tourstart

Wie anhand einer Info-Tafel zu sehen ist, wurde das Haus der Stadtbibliothek und VHS nach Dr. Emil Kronenberg, benannt, und zwar im Jahr 2004. Das ist kein Zufall. Das Ehepaar Kronenberg war vielfältig kulturell interessiert. Adele Kronenberg engagierte sich vor 1914 im Verein Jugendschutz, in den 1920ern im Wohlfahrtsausschuss der Stadt Solingen, 1929 in der Solinger Nothilfe. Emil Kronenberg wirkte in der 1894 gegründeten Solinger Lesegesellschaft mit, die ab 1896 auch Vorträge von Dichtern, Forschern und Gelehrten veranstaltete. Er engagierte sich dafür, dass die Stadt Solingen eine Volkshochschule betreiben sollte. Die erste von ihm initiierte Volkshochschule, die von einem Verein für VHS-Kurse getragen wurde, gelang von 1912 bis 1918. In der Weimarer Republik erfolgte dann 1919 die Gründung der städtischen Volkshochschule. Der Arzt war Mitglied der städtischen Bildungskommission, außerdem wirkte er in der Gesundheitskommission mit.

Nachkriegsfoto Dr. Emil Kronenberg, Quelle: Stadtarchiv Solingen, Na 25-21 Nr. 19
Dr. Emil Kronenberg, Quelle: Stadtarchiv Solingen, Na 25-21 Nr. 19

Inzwischen erweiterte die Solinger Lesegesellschaft ihren Buch- und Zeitschriftenbestand kontinuierlich. Als Anfang 1926, wiederum auf Initiative Dr. Kronenbergs, die Stadtbücherei ins Leben gerufen wurde, konnte sie den Bestand der Lesegesellschaft von 3000 Büchern übernehmen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten mussten Emil und Adele Kronenberg alle Ehrenämter aufgeben.

Ab Ende 1941 wirkte Emil Kronenberg als der letzte „Sachbearbeiter des Büros Solingen“ der Reichsvereinigung der Juden. Am 1. Februar 1943 wurde die Einziehung seines gesamten Vermögens zugunsten des Deutschen Reiches verfügt, aber nicht vollzogen. Am 17. September 1944 wurde er mit den verbliebenen, in sogenannter Mischehe lebenden Juden nach Theresienstadt verschleppt. Nach der Befreiung kehrte er am 1. Juli 1945 nach Solingen zurück. Die neu gegründete FDP vertrat er im Kulturausschuss. Er starb 1954 fast 90-jährig. Seine Urne wurde auf dem evangelischen Friedhof Kasinostraße neben seiner 1943 verstorbenen Ehefrau beigesetzt.