5. Kippa-Tag 2022

Der zweite Workshop „Jüdisches Leben heute“, der als Ausflug in die Bergische Synagoge in Wuppertal für den 24. August 2022 geplant war, musste leider wegen zu geringer Anmeldezahlen vertagt werden. Am Vortag fand jedoch auf dem Walter-Scheel-Platz vor dem Rathaus der inzwischen fünfte Solinger Kippa-Tag statt, eine Solidaritätsbekundung mit den Jüdinnen und Juden im Bergischen Land.

Anlass für den ersten Kippa-Tag in Solingen war 2018 der gewalttätige Angriff auf einen Kippa tragenden Juden in Berlin gewesen, der dort und in anderen Städten zu ähnlichen Kundgebungen geführt hatte. Dass diese nun regelmäßig stattfinden, ist jedoch ungewöhnlich. „Ich kenne keine zweite Stadt, die seit fünf Jahren jedes Jahr einen Kippa-Tag veranstaltet“, bedankte sich Leonid Goldberg, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, bei den rund 100 Anwesenden und dem Freundeskreis Solingen–Ness Ziona, der gemeinsam mit der Stadt Solingen zur Teilnahme aufgerufen hatte.

Dass der Ausdruck der Solidarität beständig nötig ist, zeigen bedrückende Statistiken. Fast 700 antisemitisch motivierte Straftaten verzeichnete das Innenministerium des Landes NRW in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren. Gleichzeitig zeigt beispielhaft die anhaltende Debatte um antisemitische Bildsprache auf der documenta fifteen in Kassel, wie nötig auch die Auseinandersetzung mit alltäglichem Antisemitismus ist.

Oberbürgermeister Tim Kurzbach warb daher neben dem entschiedenen Eintreten gegen Antisemitismus und Rassismus wiederholt für Begegnung und mehr Sichtbarkeit. „Unser Gedenken reicht nicht, wenn es zu einem Ritual wird. Von dieser Veranstaltung muss ein Signal ausgehen!“ Besonders die Installation der Fensterrose am Bunker Malteserstraße im März war ihm ein Anliegen. „Der Davidstern, den die Nationalsozialisten aus dem Stadtbild tilgen wollten, leuchtet nun wieder über Solingen.“

Ausgehend von dem bewegenden Festakt zum 150. Jahrestag der Einweihung der Solinger Synagoge soll die Heimatwerkstatt weitere Impulse setzen, Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens präsenter machen und zu einer Selbstverständlichkeit des öffentlichen Lebens werden lassen.

Unter den Anwesenden waren auch Vertreter und Vertreterinnen aus der israelischen Partnerstadt Ness Ziona, darunter der Bürgermeister Schmuel Boxer. Am Abend wurden im Zentrum für verfolgte Künste 35 Jahre Städtepartnerschaft und 20 Jahre Freundeskreis Solingen-Ness Ziona gefeiert.

Fotos: Daniela Tobias