Die Kaufleute von Ohligs

Station 10: Familie Wallach

Die Düsseldorfer Straße 26 heute. Foto: Daniela Tobias

Düsseldorfer Straße 26 – Zur Karte – Zum Tourstart

Karl Wallach kam 1897 in Eilendorf bei Aachen zur Welt. Er zog im August 1927 in die Düsseldorfer Straße 26a nach Ohligs.

Zusammen mit seinem Geschäftspartner Albert Oster führte Wallach hier das Textilwarengeschäft Oster & Co. Das Geschäft hatte teilweise bis zu elf Angestellte.

Annonce im Ohligser Anzeiger vom 15.3.1929, Quelle: Stadtarchiv Solingen via zeitpunkt.nrw
Anzeige im Ohligser Anzeiger vom 15.3.1929, Quelle: Stadtarchiv Solingen via zeitpunkt.nrw

1929 heiratete Karl Hildegard Koopmann. Im Januar 1931 kam Tochter Margot Johanna zur Welt. 1932 wurde das Geschäft auf Hildegard übertragen. Im gleichen Jahr zog die Familie in die Talstraße 38.

Vermählungsanzeige vom 16.2.1929 im Ohligser Anzeiger, Quelle: Stadtarchiv Solingen via zeitpunkt.nrw
Heiratsanzeige vom 16.2.1929 im Ohligser Anzeiger, Quelle: Stadtarchiv Solingen via zeitpunkt.nrw
Die Talstraße 38 heute. Foto: Daniela Tobias

1934 musste die Familie ihr Geschäft aufgeben, weil dort fast niemand mehr einkaufte. Karl arbeitete daraufhin als selbstständiger Vertreter für Textilwaren. Bis 1938 konnte er an der Talstraße noch ein Stoffgeschäft führen.

In der Pogromnacht vom 9. November 1938 drang nachts ein Überfallkommando in die Wohnung der Familie Wallach ein. Karl wurde vor den Augen seiner Frau und seiner Tochter zusammengeschlagen.

Zusammen mit anderen Juden wurde er kurz darauf in das Konzentrationslager Dachau überführt. Karl gab an, nach Südamerika auswandern zu wollen. Deswegen entließ man ihn Mitte Dezember aus dem Konzentrationslager.

Die Ausreise-Papiere der Familie waren jedoch gefälscht. Deswegen verkaufte die Familie ihren Besitz für wenig Geld und flüchtete bei Nacht nach Belgien.

In Brüssel musste Hildegard als Putzfrau für das Einkommen der Familie sorgen. Ihr Mann bekam keine Arbeitserlaubnis. Nach dem deutschen Überfall auf Belgien im Mai 1940 wurde er wie alle deutschen Männer verhaftet und später in Lager nach Südfrankreich verschleppt. Im August 1942 deportierten die Nationalsozialisten Karl nach Auschwitz, wo er umgebracht wurde.

Die Familie Wallach lebte in Brüssel in dem roten Haus rechts.

Hildegard blieb mit ihrer Tochter Margot in Brüssel. Margot besuchte dort eine katholische Schule. Nachdem auch aus Brüssel Juden und Jüdinnen in Arbeitslager abtransportiert werden sollten, tauchten die beiden zusammen mit Hildegards Schwester und deren Tochter unter.

Katholische Priester und Nonnen sorgte dafür, dass Margot, Hildegard, ihre Schwester und deren Tochter unter falschem Namen leben konnten.

1948 wanderten Hildegard und ihre Tochter in die USA aus.

2001 gab Margot Wallach der USC Shoah Foundation ein Interview. © 1994-2001 USC Shoah Foundation