Die Kaufleute von Ohligs

Station 9: Familie Steinberger

Die Düsseldorfer Straße 26 heute. Foto: Daniela Tobias

Düsseldorfer Straße 26 – Zur Karte – Zum Tourstart

Julius Steinberger eröffnete 1897 in der Düsseldorfer Straße 26 ein Kaufhaus für Modewaren. Später verkaufte er auch Betten, Matratzen und Gardinen.

Im selben Jahr brachte seine Ehefrau Sybilla Tochter Käthe zur Welt, Sohn Kurt folgte 1899. Tochter Elisabeth wurd 1902 geboren. Julius wurde 1912 zum ersten Mal zum Repräsentanten der Solinger Synagogengemeinde gewählt. Julius war auch Vorsitzender des Ohligser Gewerbevereins.

Das Kaufhaus Steinberger an der Düsseldorfer Str. 26, rechts. Quelle: Stadtarchiv Solingen, PK 2136

Käthe war lange krank und starb 1915.

1925 heiratete Tochter Elisabeth Martin Goldschmidt. 1927 gab Julius nach 30 Jahren sein Kaufhaus auf. Warum wissen wir nicht. Stattdessen gründete er ein Stahlwarengeschäft. Er leitete es mit seinem Schwiegersohn Martin. Ab 1930 stellte das Unternehmen Rasierklingen, Taschenmesser und Scheren her und exportierte diese.

1932 starb Julius Steinberger unerwartet an einem Schlaganfall. An der großen Beerdigungsfeier nahmen nicht nur der Bürgermeister von Solingen, sondern auch zahlreiche Vertreter von Behörden und Vereinen teil.

Sybilla machte nach dem Tod ihres Mannes Schwiegersohn Martin zum Geschäftsführer der Firma. Ende 1938 verkaufte Sybilla ihren Besitz. Sie zog zu ihrem Sohn Kurt nach London. Kurt war bereits 1932 ausgewandert.

In der Reichspogromnacht hielten Elisabeth und ihr Mann sich noch in Ohligs auf. SA-Männer drangen gewaltsam in die Wohnung ein.

SA war die Abkürzung von Sturmabteilung. Die SA war eine Kampforganisation der NSDAP. Sie übernahm bei Veranstaltungen der NSDAP die Funktion von Ordnern und verhinderte mit Gewalt, dass politische Gegner die Versammlungen störten. Bis 1933 lieferte sich die SA regelmäßig Straßenschlachten mit politischen Gegnern und sorgte für den Aufstieg der NSDAP. SA-Männer überfielen und folterten Kommunisten, Sozialdemokraten und Juden.

In der Wohnung von Elisabeth und Martin zerschlugen die SA-Männer Möbel. Martin misshandelten sie schwer. Zusammen mit seinen jüdischen Nachbarn wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verschleppt.

Nach der Entlassung von Martin aus dem Konzentrationslager konnte das Ehepaar Goldschmidt im Januar 1939 nach London auswandern.