Die Kaufleute von Ohligs

Station 8: Familie Zürndorfer

Die Düsseldorfer Straße 34-36 heute. Foto: Daniela Tobias

Düsseldorfer Straße 34–36 – Zur Karte – Zum Tourstart

Bernhard Zürndorfer wurde 1876 im Schwarzwald geboren. Sein Vater war Stoffhändler und hatte acht Kinder. Im April 1907 eröffnete er in der Düsseldorfer Straße 34 ein Geschäft für Kurzwaren und Stoffe.

Im Oktober 1907 heiratete Bernhard Rosalie Feitler. Bernhard und Rosalie bekamen zwei Töchter: Thea und Margot.

Die Düsseldorfer Str. 34-36 ist das vierte Haus von links, Quelle:
Stadtarchiv Solingen, PK 3501

Das Geschäft lief gut. Zeitweise gab es bis zu acht Angestellte.

Bernhard Zürndorfer starb im Dezember 1920 relativ jung an den Folgen von Diabetes. Das Geschäft wurde danach von seiner Frau Rosalie weitergeführt.

Grabstein von Bernhard Zürndorfer und seiner Tochter Margot Lichtenstein, Foto: Daniela Tobias

Die Familie hatte viel Geld. Die beiden Töchter Thea und Margot gingen auf ein Gymnasium. Thea machte 1928 Abitur, Margot 1929 die Mittlere Reife. Für Mädchen war dies zu jener Zeit sehr selten.

Thea verlobte sich Anfang 1929 mit dem Silberschmied Ivan Shortt aus Birmingham in England. 1931 heirateten die beiden. Thea zog zu ihrem Mann nach England.

Im Mai 1938 heiratete Margot den Frauenarzt Hugo Lichtenstein. Hugo hatte seit 1931 in Ohligs eine Praxis. Im September 1938 musste er sie schließen, weil die Nationalsozialisten jüdischen Ärzten verboten zu arbeiten.

Hochzeit von Hugo und Margot Lichtenstein, geb. Zürndorfer mit Margot Wallach (links) und Bella Taback als Blumenmädchen, Quelle: Bella Tabak Altura
Hochzeit von Hugo und Margot Lichtenstein mit Margot Wallach (links) und Bella Tabak als Blumenmädchen, Quelle: Bella Tabak Altura

Das Geschäft von Rosalie lief immer schlechter. Fast niemand kaufte bei Juden ein. Im Oktober 1938 musste Rosalie ihr Geschäft an ihre nichtjüdische Geschäftsführerin verkaufen.

Nach der Pogromnacht im November 1938 wurde Hugo Lichtenstein verhaftet. Die Nationalsozialisten brachten ihn zusammen mit anderen Solinger Juden in das Konzentrationslager Dachau bei München. Anfang Dezember 1938 kam er frei, weil er versprach, Deutschland zu verlassen.

Margot Lichtenstein war herzkrank. Die Zeit war für sie zu belastend. Sie starb am 16. Dezember 1938.

Im Februar 1939 konnte Hugo nach England fliehen. Im März konnte auch Rosalie zu ihrer Tochter Thea auswandern. Das Vermögen von Hugo behielten die Nationalsozialisten, seine Möbel und andere Sachen versteigerten sie. In England arbeitete Hugo zuerst als Sprachlehrer. Ab 1941 durfte er in einem Krankenhaus arbeiten. 1949 konnte er eine eigene Praxis eröffnen.