Die Kaufleute von Ohligs

Station 12: Der Bahnhof von Ohligs

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Ohligs war früher eine kleine Siedlung. Ab 1867 gab es dort einen Bahnhof. Danach wurde die Siedlung immer größer und war schließlich eine kleine Stadt. An der neuen Geschäftsstraße, die vom Bahnhof nach Westen ging, entstanden kleine Kaufhäuser. Auch jüdische Händler und Händlerinnen zogen nach Ohligs und eröffneten dort Geschäfte.

Ohligser Bahnhof, Postkarte von 1936. Quelle: Stadtarchiv Solingen, PK 4051

Der Bahnhof war für die jüdischen Kaufleute sehr wichtig. Viele hatten Familienmitglieder und Geschäftspartner, die weit weg waren. Auch für das religiöse Leben war der Bahnhof wichtig. Die Synagoge und der jüdische Friedhof befanden sich nämlich in Solingen. Am Bahnhof gab es eine Straßenbahn, die nach Solingen fuhr.

Die Ohligser Juden und Jüdinnen waren fast alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Solingen. Manche waren sogar in ihrem Vorstand.

Ab Ende der 1920er-Jahre versuchten die Nationalsozialisten, die Solinger gegen Juden aufzuhetzen. Solinger sollten zum Beispiel nicht mehr in jüdischen Geschäften einkaufen. Trotzdem gab es lange Zeit noch viele Ohligser, die weiter bei Juden und Jüdinnen einkauften. In der Pogromnacht 1938 verschlimmerte sich die Situation für die jüdischen Kaufleute jedoch sehr. Schlägertruppen von SA und SS zertrümmerten die jüdischen Läden, die es in der Düsseldorfer Straße noch gab, und sie misshandelten jüdische Familien.

SS war die Abkürzung für Schutzstaffel. Die SS war Teil der NSDAP. Sie wurde 1925 als Leibgarde von Adolf Hitler gegründet und bekam im Laufe der Zeit immer mehr Macht. SS-Leute waren an vielen Verbrechen beteiligt und bewachten Konzentrations- und Vernichtungslager.

Nach der Pogromnacht verließen vor allem junge Juden und Jüdinnen Deutschland. Sie gingen in die USA, nach England, Südamerika oder Belgien. 1941 schlossen die Nationalsozialisten die Grenzen. Sie deportierten Juden mit dem Zug in das besetzte Polen, wo viele Ohligser Juden und Jüdinnen ermordet wurden.

Noch immer gibt es in der Düsseldorfer Straße viele Geschäfte. An mehreren Stellen liegen heute Stolpersteine. Die Stolpersteine erinnern an ermordete Juden und Jüdinnen. Mit diesem Rundgang möchten wir auch an diejenigen Bürger und Bürgerinnen von Ohligs erinnern, für die es noch keinen Stolperstein gibt. Opfer sind nicht nur die Menschen, die ermordet wurden. Opfer sind auch die Menschen, die verfolgt und vertrieben wurden. Mit diesem Rundgang erinnern wir deswegen auch an die Menschen, die ausgewandert sind.