Die Kaufleute von Ohligs

Station 4: Familie Rosenbaum

Die Düsseldorfer Straße 46 heute. Foto: Daniela Tobias

Düsseldorfer Straße 46 – Zur Karte – Zum Tourstart

1912 eröffnete der jüdische Kaufmann Abraham „Adolf“ Rosenbaum ein Bekleidungsgeschäft in der Düsseldorfer Straße 46. Zwei Jahre später machte er daraus ein Schuhgeschäft.

Im Frühjahr 1914 heiratete er Cilly Weissfeldt. Acht Jahre nach der Hochzeit brachte sie in Ohligs Tochter Lia zur Welt. Die Familie lebte in einer großen, komfortablen Wohnung. Sie hatte mehr als 6.000 Schuhpaare im Warenlager und beschäftigte mehrere Angestellte.

Geburtsanzeige für Lia Rosenbaum vom 24. Juni 1922 im Ohligser Anzeiger. Quelle: Stadtarchiv Solingen via zeitpunkt.nrw

Auch nachdem die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten, lief das Geschäft zunächst gut. Mit den Jahren verkaufte Adolf aber immer weniger. Nach und nach musste er deswegen sein Personal entlassen.

Geschäft Rosenbaum, Düsseldorfer Str. 46 (3. Haus v. rechts), Postkarte von ca. 1926. Quelle: Stadtarchiv Solingen, PK 1520
Das Geschäft Rosenbaum an der Düsseldorfer Straße 46 (3. Haus von rechts), Postkarte von ca. 1926. Quelle: Stadtarchiv Solingen, PK 1520

Adolf wurde 1884 im heutigen Polen geboren. Polen gehörte damals zu Österreich-Ungarn. Seit dem Ende des Ersten Weltkriegs galt Adolf nicht mehr als österreichischer, sondern als polnischer Staatsbürger. Daher schoben ihn die Nationalsozialisten im Oktober 1938 nach Polen ab. Im Januar 1939 war er vermutlich in Warschau. Sein Geschäft gab es ab der Pogromnacht nicht mehr.

Im Mai 1939 zog Cilly Rosenbaum nach Düsseldorf. Wie lange sie dort war, wissen wir nicht. Adolf Rosenbaum schaffte es bis in die belgische Hauptstadt Brüssel. Ob er dort schon seine Frau und Tochter traf, ist unbekannt.

Der nächste bekannte Aufenthaltsort der Familie ist Nizza in Südfrankreich. Viele jüdische Flüchtlinge hofften, von Nizza aus Europa mit einem Schiff verlassen zu können. Im Jahr 1943 besetzten die Nationalsozialisten jedoch auch Nizza. Juden und Jüdinnen mussten dann auch in Nizza Angst um ihr Leben haben.

Adolf, Cilly und Lia Rosenbaum lebten zusammen mit dem Verlobten von Lia und anderen Flüchtlingen versteckt in einer Villa. Im Oktober 1943 führte die Gestapo eine Razzia durch. Gestapo ist die Abkürzung für Geheime Staatspolizei. Bei der Gestapo handelte es sich um eine politische Polizei. Die Gestapo entstand kurz nach Hitlers Machtergreifung 1938. Die Aufgabe der Gestapo war vor allem, politische Gegner zu bekämpfen. Die Gestapo folterte Menschen, um bei Verhören Aussagen zu bekommen. Später machte die Gestapo auch bei der Verfolgung von Juden und Jüdinnen mit.

Die Familie Rosenbaum versteckte sich in der Villa „Cottage Bellevue“ in Nizza.

Von Nizza verschleppten die Nationalsozialisten Adolf, Cilly und Lia in das Lager Drancy. Drancy war ein Gefangenenlager in der Stadt Drancy bei Paris. Die Nationalsozialisten sammelten in diesem Lager Juden und politische Gegner. Dann deportierten sie die Menschen mit dem Zug in Konzentrations- oder Vernichtungslager.

Konzentrationslager gab es in Deutschland und in Ländern, die Deutschland besiegt hatte. Die Menschen mussten in Konzentrationslagern schwer arbeiten. Die Nationalsozialisten machten mit den Menschen auch medizinische Experimente. Viele Menschen starben in den Konzentrationslagern. Manche verhungerten in den Lagern. Andere bekamen eine schwere Krankheit und kein Arzt kümmerte sich um sie. Andere haben die Nationalsozialisten in den Lagern erschossen, erhängt oder anders umgebracht.

Die Nationalsozialisten haben die Juden und Jüdinnen in Drancy in Vernichtungslager gebracht. Vernichtungslager sind eine besondere Art von Konzentrationslagern. Sie befanden sich in Polen und Weißrussland. Sie waren für den Massenmord an Juden erbaut. Den Massenmord an Juden nennt man Holocaust. Das bekannteste Vernichtungslager ist Auschwitz. Dort ermordeten die Nationalsozialisten 600 000 Juden und Jüdinnen in Gaskammern. Sie brachten sogar Kinder und Babys um.

Auch die Familie Rosenbaum kam 1943 nach Auschwitz. Die ganze Familie wurde in Auschwitz vergast.