Am Samstag kamen 120 Interessierte aus allen Bereichen der Stadtgesellschaft zum Runden Tisch „Bildungs- und Gedenkstätte“. Das Forum der Bergischen VHS war damit voll besetzt. In der Begrüßung skizzierte Daniela Tobias vom Arbeitskreis „Verfolgung und Widerstand in Solingen 1933-1945“ die Entstehung der Gruppe und wie es zu der Initiative für eine Gedenkstätte kam.
Dr. Ulrike Schrader, Leiterin der „Begegnungsstätte Alte Synagoge“ in Wuppertal, hielt einen Impulsvortrag, der in die Entstehungsgeschichte der NS-Gedenkstätten in NRW einführte, sowie deren Entwicklung und zukünftigen Herausforderungen darstellte. Anschließend ging es in drei Arbeitsgruppen weiter, um mit den Teilnehmern ins Gespräch zu kommen.
Eine der Gruppen beschäftigte sich mit dem Thema „Finanzen“, also mit dem Kostenrahmen, verschiedenen Bausteine der Förderung, mögliche Projektmittel und deren Voraussetzungen, mit Trägerschaftsmodellen und welche Chancen und Risiken diese mit sich bringen. Außerdem wurden Ideen gesammelt, um Bürgerschaftsengagement zu fördern und Spender und Sponsoren zu finden.
Die zweite Gruppe nahm die Geschichte Solingens zur NS-Zeit und deren Besonderheiten in den Blick, um relevante Themen, Personen und Orte für eine Gedenkstättenarbeit herauszufinden. Hier stellte zunächst Lutz Peters von der Pressestelle der Stadt Solingen einen Überblick zum lokalen Widerstand und seinen Formen vor. Im Anschluss erläuterte er den ablehnenden Bescheid der Unteren Denkmalschutzbehörde zum Gebäude-Ensemble der ehemaligen „Bergischen Arbeiterstimme“. Er stellte außerdem weitere Orte vor, zu denen die Stadt Solingen die Möglichkeit für die Einrichtung einer Gedenkstätte geprüft habe. Hier seien vor allem die Gefängniszellen des ehemaligen Amtsgerichts an der Wupperstraße zu nennen. Diese befinden sich allerdings derzeit in Besitz des Landes NRW. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die überwiegende Mehrheit eine zentrale Gedenkstätte befürwortet und einer dezentralen Lösung mit mehreren Gedenkorten skeptisch gegenüber steht. Ein präsenter Ort, der in der Bevölkerung bekannt sei, sei von zentraler Bedeutung für die Akzeptanz und den Erfolg einer Gedenkstätte – zudem brauche gerade eine Bildungsstätte geeignete Räumlichkeiten. Auch wurde das Thema „Arbeiterbewegung“ von einer Mehrheit der Anwesenden als für Solingen und das Bergische Land besonders relevant angesehen.
In der dritten Gruppe wurde unter Leitung von zwei Mitgliedern des Jugendstadtrats darüber diskutiert, wie man Jugendliche mit einer Bildungs- und Gedenkstätte ansprechen und am besten auch partizipativ beteiligen könne.
Die Diskussionen aus den drei Arbeitsgruppen wurden zum Abschluss im Plenum noch einmal zusammengefasst. Eine ausführliche Dokumentation des Runden Tischs wird noch folgen.
Im Juni soll das Gründungstreffen eines Vereins stattfinden. Der Termin wird demnächst bekannt gegeben. Das nächste Treffen des Arbeitskreises findet am 13. Mai um 19:30 Uhr im Café Courage an der Klemens-Horn-Str. 3 statt.
Das Feedback am Abend war durchweg positiv. Vor allem beeindruckte das breite Interesse an dem Projekt, das sich am Runden Tisch manifestierte. Etwa die Hälfte der Teilnehmer*innen konnte sich vorstellen, sich in einem Verein zur Förderung einer Bildungs- und NS-Gedenkstätte zu engagieren.
Das Solinger Tageblatt berichtete am Montag: „Gedenkstätten-Idee hat viele Freunde“ (die vorherige Online-Version titelte: „Kein Denkmalschutz für das Max-Leven-Haus“).
Andreas Tews kommentierte „Sparkasse ist am Zug“: „Bei den Diskussionen um Ausrichtung und mögliche Standorte wird ein ums andere Mal klar, dass Solingen ein solcher Ort des Gedenkens gut zu Gesicht stünde. Klar ist auch: Bei der Suche nach einem Konzept und einem Standort müssen die Verantwortlichen ein hohes Maß an Sensibilität aufbringen.“