Gedenken zum 87. Jahrestag des Novemberpogroms

„So viele? Nur aus Solingen?“, fragte eine Schülerin, als die Tafeln mit den Namen der Opfer der Shoah für den Mahngang zum Gedenken an die Novemberpogrome verteilt wurden. Mehr als 200, vor allem junge Menschen, gedachten am Schulhof des Gymnasiums Schwertstraße, wo bis November 1938 die Solinger Synagoge stand, der Opfer des Judenhasses während des Nationalsozialismus.

Leonid Goldberg, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Wuppertal, sprach von der aktuellen Bedrohung der Jüdinnen und Juden weltweit, die fast nirgendwo mehr ohne Polizeischutz öffentlich ihren Glauben leben können. Schüler:innen des Gymnasiums machten sich in einem Beitrag Gedanken darüber, wie der Bunker, den die Nazis an die Stelle der abgebrannten Synagoge setzten, als Mahnung dienen kann. Oberbürgermeister Daniel Flemm betonte, dass Geschichte nicht abstrakt bleiben dürfe, man sich bewusst machen müsse, dass die Verbrechen damals in der Mitte der Gesellschaft geschahen und dass wir daher Lehren für heute daraus ziehen müssen.

Der anschließende Mahngang führte erstmals am Max-Leven-Zentrum vorbei, wo ein großformatiges Foto des ersten öffentlichen Mahngangs in Solingen am 40. Jahrestag des Pogroms in einer der Fensterflächen zu sehen ist. Die Bildungs- und Gedenkstätte steht am Tatort der Ermordung des Juden und Kommunisten Max Levens, der dort am frühen Morgen des 10. Novembers 1938 in seiner Wohnung erschossen wurde.

In der Stadtkirche schloss die Veranstaltung mit einem Programm des Arbeitskreises Christlicher Kirchen und des Jugendstadtrats unter Mitwirkung des Chors Voices. Armin Schulte und Daniela Tobias lasen hier aus Briefen von Max und Emmi Leven an ihren Sohn Heinz, der schon 1933 aus Deutschland geflohen war. Anita, die jüngste Tochter, schrieb im Dezember 1938 an ihren Bruder Heinz: „[…] für mich lebt Vater – überall. […] Kann man so einen Menschen vergessen? So einen Kopf, mit solch einem Wissen?“

Durch die Briefe, die Federico, Victoria und Maira Leven zur Eröffnung aus Argentinien mit nach Solingen brachten, haben wir nun Gelegenheit, den Gedanken von Max Leven etwas näher zu kommen und gegen das Vergessen zu arbeiten.

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