Vortrag Dr. Ulrike Schrader über Antisemitismus in der Schullektüre FÄLLT AUS

Achtung: Leider kann die Veranstaltung aufgrund der weiter geltenden Corona-Beschränkungen nicht wie geplant stattfinden! Eine Aufzeichnung des Vortrags, den Ulrike Schrader am 30.9.2020 in der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal gehalten hat, ist auf der Webseite der Begegnungsstätte anzusehen bzw. nachzuhören.

8. Dezember 2020 um 19 Uhr
im Forum der Bergischen VHS, Mummstr. 10, 42651 Solingen
in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Wuppertal/Remscheid/Solingen und der Bergischen VHS
der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist erforderlich unter heinz-werner.wuerzler@bergische-vhs.de

Dr. Ulrike Schrader, Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Damals war es Friedrich oder: Antisemitismus im Deutschunterricht

Das Jugendbuch „Damals war es Friedrich“ von Hans Peter Richter erschien im Jahr 1961 und thematisiert die nationalsozialistische Judenverfolgung. Im Jahr 2020 erschien es in der 69. Auflage, denn es wird seit Jahrzehnten im Deutschunterricht als Klassenlektüre gelesen, meistens in den Jahrgangsstufen 6 und 7. Nur: Schon 1980 (also vor 40 Jahren) wurde das Buch von Kinder- und Jugendbuchexperten scharf und gut begründet kritisiert.

Wenn Schulen Antisemitismus erkennen und ächten wollen, aufklären und verlässlich informieren, kritisches und geschichtsbewusstes Denken einüben – wenn das alles so ist, dann ist nicht nachvollziehbar, dass dort nach wie vor eine Klassenlektüre „durchgenommen“ wird, die erstens einen völlig überholten Kenntnisstand nach geschichtswissenschaftlichen Kriterien repräsentiert und die zweitens aus einer Haltung heraus geschrieben ist, die letztlich auf die Entlastung der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft und ihrer nachfolgenden Generationen zielt. Das Buch folgt, noch nicht einmal sehr subtil, der Struktur einer Täter-Opfer-Umkehr. Das kann man dem Buch nicht vorwerfen, denn es ist 60 Jahre alt, und vor 60 Jahren war solches Denken weit verbreitet und wurde nicht weiter skandalisiert. Wenn das aber auch heute nicht erkannt wird, ist das ein alarmierendes Zeichen für die große Wirkmacht längst überholter Vorstellungen von Juden und heuchlerischer Entlastungsstrategien.

Dr. Ulrike Schrader, seit 1994 Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Kinder- und Jugendliteratur zu den Themen Nationalsozialismus und Judentum.

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