80. Jahrestag der ersten Deportationen

Vor 80 Jahren, Ende Oktober 1941, begann die systematische Verschleppung der Juden und Jüdinnen aus dem Deutschen Reich in den Osten. Erstes Ziel der Deportationen war das neu eingerichtete Ghetto von Litzmannstadt/Lodz.

Aus Solingen wurden am 26./27. Oktober 1941 siebzehn Jüdinnen und Juden über den Schlachthof Düsseldorf nach Lodz deportiert:


Albert Tobias und Julie Coopman hatten Solingen schon 1938/39 verlassen und wurden am 30. Oktober 1941 über Köln-Deutz nach Lodz deportiert. Darüber hinaus gab es noch zehn weitere in Solingen geborene Juden und Jüdinnen, die mit den ersten Transporten im Herbst 1941 in das Ghetto von Litzmannstadt verschleppt wurden. Niemand von ihnen hat überlebt.

Am 27. November 1915 warb David Reichenberg im Solinger Tageblatt für Spielwaren in seinem Geschäft H. Heynemann. Quelle: Stadtarchiv Solingen via zeitpunkt.nrw

Stellvertretend für die ehemaligen Solinger:innen, deren Schicksal hier kaum bekannt ist, sei an Anneliese Feidelberg erinnert. Sie kam am 13. April 1909 als Tochter des Kaufmanns David Reichenberg und seiner Frau Hedwig in Solingen-Dorp zur Welt. Ein Jahr später wurde ihre Schwester Gerda ebenfalls in Solingen geboren. Das Ehepaar Reichenberg betrieb an der Kaiserstraße 108/110 das Haushalts- und Spielwarengeschäft „Bazar H. Heynemann“, das 1925 Konkurs anmelden musste. In dieser Zeit verzog die Familie nach Köln-Deutz, wo 1929 das Konkursverfahren beendet wurde. David Reichenberg starb am 25. Oktober 1940 im Israelitischen Asyl in Köln-Ehrenfeld und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd beerdigt.

Die Kontoristin Anneliese Reichenberg heiratete am 18. Oktober 1941, nur vier Tage vor ihrer Deportation, den verwitweten Zahnarzt Dr. Ferdinand Feidelberg. Das Ehepaar wurde zusammen mit Annelieses Mutter Hedwig Reichenberg am 22. Oktober 1942 von Köln-Deutz aus in den Osten verschleppt. Schwester Gerda Reichenberg wurde fünf Tage später von Düsseldorf aus in das Ghetto von Lodz deportiert.

Gedenktafel für die über Köln-Deutz deportierten Sinti, Roma und Juden. Foto: Daniela Tobias

Ende April 1942 stellte das „Amt für Neueingesiedelte“ den beiden Schwestern und Ferdinand Feidelberg eine Ausreise-Aufforderung zu. Den Ghetto-Bewohnern war bewusst, dass die Ausreise nicht in ein anderes Arbeitslager gehen würde, sondern den Tod bedeutete. Wie viele andere schrieb auch Anneliese Feidelberg am 4. Mai 1942 eine Eingabe und bat um Zurückstellung, da ihr Ehemann das Eiserne Kreuz II. Klasse aus dem Ersten Weltkrieg vorweisen könne. Während das Ehepaar Feidelberg tatsächlich zurückgestellt wurde, war Annelieses Mutter Hedwig Reichenberg am 3. Mai 1942 freiwillig mit der Tochter Gerda „ausgereist“, wie auf dem Gesuch vermerkt wurde. Die beiden wurden im Vernichtungslager Kulmhof/Chelmno ermordet.

Ferdinand Feidelberg verstarb am 20. August 1942 im Ghetto. Nur weniger Wochen später brachte Anneliese Feidelberg die Tochter Gitel zur Welt. Wann genau das Kind verstarb ist nicht dokumentiert. Anneliese Feidelberg kam am 8. November 1942 in Lodz ums Leben.

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