Stefan Grunwald und Oberbürgermeister Tim Kurzbach haben am 24. Mai Daniela Tobias und Dr. Ilka Werner als Vertreterinnen des Arbeitskreises „Verfolgung und Widerstand in Solingen 1933-1945“ über den Ausgang des Architektenwettbewerbs für das Neubauprojekt der Stadt-Sparkasse Solingen am Neumarkt unterrichtet. Dabei wurde bekannt gegeben, dass darin auch Raum für eine Bildungs- und Gedenkstätte vorgesehen ist, der modernen Anforderungen an eine wissenschaftliche und pädagogische Gedenkstättenarbeit gerecht wird. Auf gut 150 qm lassen sich Ausstellung und Bildungsarbeit realisieren. Es wird einen eigenen barrierefreien Zugang von der Max-Leven-Gasse aus geben.
Der Erhalt historischer Gebäude ist in dem Entwurf jedoch nicht vorgesehen, da die Bausubstanz durch Vernachlässigung extrem geschädigt sei, so Grunwald. Vertreter des Arbeitskreises werden in der kommenden Woche Gelegenheit haben, sich selbst ein Bild von den Räumlichkeiten zu machen.
Um die Förderfähigkeit für eine authentische Bildungs- und Gedenkstätte zu gewährleisten soll nun geprüft werden mit welchen originalen Elementen dennoch gestalterisch ein Bezug zum historischen Ort hergestellt werden kann.
Die Nutzung der Räume als Bildungs- und Gedenkstätte wird in der Verantwortung der Stadt Solingen als Träger und eines noch zu gründenden Vereins liegen. Die Konzeption der Dauerausstellung und die Ausrichtung der pädagogischen Arbeit werden durch wissenschaftliche Fachleute entwickelt.
„Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung der Stadt-Sparkasse, sich auf unser ambitioniertes Anliegen einzulassen und die Entwicklung eines solchen Ortes sogar aktiv mitzutragen“, sagte Daniela Tobias. Oberbürgermeister Tim Kurzbach betonte, dass die vertrauensvolle Gesprächsbasis zwischen Arbeitskreis, Sparkasse und Stadt entscheidend für diese positive Entwicklung gewesen sei. „Das Engagement der Stadt-Sparkasse und die Zusage der Stadt Solingen die Trägerschaft zu übernehmen sind eine stabile Brücke, auf der wir uns nun inhaltlich aufeinander zubewegen können“, freute sich Ilka Werner. Debatten werde es natürlich auf allen Seiten geben, aber diese seien bereits wichtiger Teil der Auseinandersetzung mit der historischen Verantwortung und um die Entwicklung einer zu Solingen passenden Erinnerungskultur. Insgesamt zeigte sich nicht zuletzt beim Runden Tisch am 4. Mai, dass in der Stadtgesellschaft eine breite Zustimmung für die Forderung nach einer Bildungs- und Gedenkstätte besteht.
Ziel ist es nun einen attraktiven, lebendigen Ort der Begegnung und der Auseinandersetzung mit der Geschichte von Verfolgung und Widerstand während der NS-Zeit im Zentrum Solingens zu etablieren, der auch aktuellen rassistischen, antisemitischen und demokratiefeindlichen Tendenzen entgegenwirkt. Unter dem Stichwort „Topographie der Erinnerung“ sollen zudem weitere Gedenkorte in der näheren Umgebung wie die Ausstellung zur jüdischen Geschichte im Coppelstift, der Bunker am Standort der ehemaligen Synagoge, die Gefängniszellen am alten Amtsgericht, das Mahnmal für die deportierten Sinti und Roma und der jüdische Friedhof als Module in das Konzept eingebunden werden. Auch eine Kooperation mit dem Zentrum für verfolgte Künste ist angedacht.
Der ursprünglich für den 17. Juni angesetzte Termin für eine Vereinsgründung wird nun stattdessen als gemeinsamer Info-Abend zum Stand der Dinge und den weiteren Planungsschritten genutzt, während der Arbeitskreis in Absprache mit der Stadt an einer Vereinssatzung und den Eckpunkten eines Kooperationsvertrags arbeitet. Aus organisatorischen Gründen wird die Vereinsgründung selber daher vermutlich erst im Juli stattfinden.
Info-Abend: 17. Juni 20 Uhr im Museum Waschhaus Weegerhof, Hermann-Meyer-Str. 28a, 42657 Solingen.