Das Ehrenmal in Birken
Das „Alt-Solinger“ Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs an der Burger Landstraße ist das aufwendigste und mit Baukosten von über 30.000 Reichsmark teuerste aus der NS-Zeit. Auf Vorschlag der Kriegervereine stellte Oberbürgermeister Dr. Helmuth Otto Anfang 1935 das städtische Gelände in Birken für Ehrenmal, Ehrenhain und einen Aufmarschplatz für 5.000 Personen zur Verfügung. Bis Mai 1935 waren 25.000 Reichsmark an Spendengeldern gesammelt. 10.000 davon steuerte ein unbekannter Spender bei.
Im Oktober 1935 brachte ein Wettbewerb nicht das gewünschte Resultat, da den Entwürfen der „heldische Sinn“ fehlte. Stadtbaumeister Heinrich überarbeitete daraufhin den Entwurf der Düsseldorfer Architekten Straukies und Engstfeld, um die Anlage entsprechend der aggressiv-revanchistischen NS-Ideologie auf eine „heroische Figur“ zu zentrieren. Die 4,50 Meter hohe Statue eines wachsamen Kriegers, der sich auf sein Schwert stützt und zum Gegenschlag bereit ist, gestaltete der Düsseldorfer Kunstbildhauer Haigis. Mit der Ausführung der gewaltigen Gesamtanlage beauftragte man die beiden Düsseldorfer Architekten. Die Erdarbeiten übernahm der Solinger Bauunternehmer Kissel.
Am 24. Mai 1936 fand die feierliche Grundsteinlegung des Ehrenmals Birken statt. Oberbürgermeister Dr. Otto erinnerte an Ehrenmalpläne aus den Weimarer Jahren. Diese aber hätten die „rote Meute, die das Stadtparlament führte, und die rote Stadtverwaltung“ nicht ausführen lassen. Mit einem dreifachen „Sieg Heil“ auf „Führer“ und Reichskanzler Adolf Hitler endete die Feier.
Am 27. September 1936 wurde das Ehrenmal eingeweiht. Die acht bronzenen Tafeln tragen die Namen der 1.624 im Ersten Weltkrieg gefallenen Solinger Soldaten, einschließlich jüdischer Frontsoldaten. Für die Einweihung hatte man einen gewaltigen Aufmarsch von NS-Formationen, Verbänden, Wehrmacht und Polizei organisiert. Am frühen Morgen sammelten sich 300 SA- und 36 SS-Männer, 200 Hitlerjungen und über 1.600 Angehörige der Kriegervereine. 400 Sänger begleiteten die Veranstaltung. Vor dem Ehrenmal versammelten sich die Leiter staatlicher Behörden, Parteiorganisationen, Wehrmachtsoffiziere sowie die städtische Führungsriege. Die Weiherede hielt Generalleutnant a. D. Koch. Er beschwor die wiedererstarkte Nation und ihren Wehrwillen.
Oberbürgermeister Dr. Otto appellierte an die Jugend: „Fragt ihr nach den größten Helden, dann könnt ihr nie den deutschen Frontsoldaten vergessen. Dieser Frontsoldatengeist soll in euch übergehen, daß, wenn einmal die Stunde kommt, auch ihr einsteht in Pflichterfüllung bis zum Äußersten.“ NS-Kreisleiter Straßweg betonte abschließend, dass die Figur keinen Trauernden darstelle. Vielmehr zeige sie einen jungen Menschen, für den sein Schwert seine Ehre verkörpere. Er schloss mit dem Appell: „Vielleicht sind Gräber nötig, daß es daraus ein Auferstehen gibt. Denken wir daran, daß unser Volk auferstanden ist (…).”
Im September 1939 entfesselten die Nationalsozialisten mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg. Über 60 Millionen Menschen starben auf den Schlachtfeldern, in Gefängnissen, Konzentrations- und Vernichtungslagern, in Krankenhäusern und Tötungsanstalten und in ihrer überfallenen Heimat.
Nach Kriegsende ließ die Stadt Solingen den Schriftzug „Du ewiges Deutschland – wir starben für Dich“ vom Ehrenmal entfernen. Bis heute dient es am Volkstrauertag zur Kranzniederlegung für die Toten der Weltkriege.
Auf Beschluss der Bezirksvertretung Burg/Höhscheid vom November 2023 wurde das Ehrenmal um diesen vom Stadtarchiv Solingen verfassten Begleittext ergänzt.