Bilder finden für eine Fluchtgeschichte

Alida Schmidt

Alida Schmidt, ehemalige Schülerin des Technischen Berufskollegs Solingen in der Klasse der gestaltungstechnischen Assistenten, hatte im Frühjahr 2022 im Rahmen eines fächerübergreifenden Unterrichtsprojekts die Geschichte von Bella Tabak illustriert. Aus den insgesamt 14 Arbeiten, die in diesem Kurs entstanden, wurden ihre Zeichnungen für die Umsetzung des Kinderbuchs „Wer rettet Bella?“ ausgewählt.

Ihre einfühlsamen farbigen Illustrationen zeigen prägnante Stationen aus Bellas Leben, geben ihre Stimmung wieder, aber lassen den Kindern trotzdem genügend Raum für eigene Bilder. „Klebestreifen“ machen darauf aufmerksam, dass es sich um zusammengesetzte Erinnerungsstücke handelt und regen die Kinder dazu an, der Geschichte eigene Gedanken hinzuzufügen.

„Wer rettet Bella?“ ist im Bergischen Verlag unter ISBN 978-3-96847-040-5 erschienen und für 14 Euro in jeder Buchhandlung erhältlich.

Wir haben Alida Schmidt ein paar Fragen zu der Arbeit an dem Buch gestellt.

Wie war für Sie die Arbeit an dem Buchprojekt „Wer rettet Bella?“, das auf einer wahren Fluchtgeschichte beruht?

Die Aufgabe schien anfangs sehr schwer. Ich wusste zunächst nicht, wie ich den Inhalt so darstelle, dass er für die Zielgruppe geeignet ist, aber auch nichts beschönigt.

Was bewegt Sie an der Geschichte von Bella Tabak?

Die damalige Bella war ein Mädchen, wie jedes andere in ihrem Alter, sie erfreute sich an den alltäglichsten Dingen. Plötzlich fand sie sich in einer Welt wieder, in der ausgerechnet sie angefeindet und verfolgt wurde.

Immer wieder derartig gestraft zu werden, ohne zu wissen, was man falsch gemacht hat, keinerlei Halt im Leben zu haben, muss sehr schwer für Bella gewesen sein.

Bella wird am Schabbat von ihrem Vater gesegnet.

Was möchten Sie mit Ihren Illustrationen bei den Kindern wecken?

Bella durchlebt auf ihrer Reise Gewalt, Einsamkeit, aber auch Lichtblicke. Diese Gefühlswelt wollte ich den Kindern durch verschiedenfarbige Illustrationen nahe bringen.

Meine Hoffnung ist, dass die Kinder sich ein Bild von Bellas Situation machen können und das dadurch gewonnene Einfühlungsvermögen auf die Geschichte, aber auch auf die echte Welt übertragen.

Sie selbst sind gerade mit der Schule fertig. Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass sich Kinder an die Zeit der Judenverfolgung erinnern?

Die meisten Menschen sind sich einig, dass sich die Geschichte rund um die Judenverfolgung nicht wiederholen darf und wird. Trotzdem gibt es heute noch Krisen, die Extremisten hervorbringen. Auch heute werden Menschen auf Grund ihrer Ethnie, Religion oder Herkunft verfolgt und angefeindet.

Um extremistische Ansichten zu vermeiden, ist es wichtig, dass bereits Kinder erfahren, was Hass hervorbringt und dass Zusammenhalt unabhängig von Grenzen und Ethnien in Krisen einen viel größeren Mehrwert hat.

Gibt es noch etwas, das Sie zum Projekt sagen möchten?

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, an diesem Projekt zu arbeiten und gerade über die Reaktion von Bella selbst habe ich mich riesig gefreut.

Anfangs war ich skeptisch, ob eine wahrheitsgetreue Darstellung für Kinder geeignet wäre. Jetzt bin ich aber davon überzeugt, dass gerade Kinder verstehen wollen, was damals passierte und ihre Sichtweise dann an Verwandte und Freunde weitergeben möchten. Somit können selbst die Kleinsten mit in den Diskurs geholt werden.

Bellas Familie wurde von Schleppern über die Grenze in die Schweiz geführt.

Am 2. November fand in der Mediathek des Evangelischen Kirchenkreises eine Fortbildung für Solinger Lehrkräfte statt, die zukünftig mit dem Buch „Wer rettet Bella?“ arbeiten möchten. Die Autorinnen Christina Schulz zur Wiesch, Gabriele Bergfeld und Corinna Maßmann haben neben dem kindgerechten Text für das Buch auch eine „Impulsbox“ mit Arbeitskarten entwickelt, die im Rahmen des Workshops vorgestellt wurden. Jede Solinger Grundschule bekommt eine Bücherkiste inklusive Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt. Weiterführende Schulen können sich die Kisten in der Mediathek ausleihen. Kontakt: corinna.massmann@ekir.de

Gabriele Bergfeld erzählt auf der Webseite der evangelischen Kirche Dorp über den Hintergrund des Buches, an dem die drei Lehrerinnen über ein Jahr lang gearbeitet haben: „Mit dem Erinnern nicht aufhören“

Das Solinger Tageblatt berichtete am 4. November 2022: „Kinderbuch erzählt das Leben eines jüdischen Mädchens zur Zeit des Nationalsozialismus“

v. l.: Gabriele Bergfeld, Christina Schulz zur Wiesch, Corinna Maßmann und Daniela Tobias stellten das Buch bei einem Pressetermin vor. Foto: Christian Beier

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