Da die Ausstellung „… und laut zu sagen: Nein.“ pandemiebedingt nicht wie geplant im Mai 2020 eröffnet werden konnte, wurden bis Mai 2021 jede Woche Teile daraus unter dem Hashtag #closedbutopen vorgestellt.
Die NSDAP stützte sich vor allem auf Stimmen aus dem protestantischen Kleinbürgertum. In Solingen hatte es die NS-Bewegung aber wegen der starken, wenn auch gespaltenen, sozialistischen Arbeiterbewegung mit entsprechendem Vereins- und Genossenschaftsleben zunächst schwer.
Die Organisierungs- und Verankerungsversuche der NS-Verbände im „roten Solingen“ wurden von Anfang an intensiv von den politischen Gegnern bekämpft, und die ersten größeren Veranstaltungen konnten nur mit Hilfe benachbarter SA-Stürme durchgeführt werden. Vor 1933 organisierte die SA-Standarte 172 SA‑Männer aus Solingen und Remscheid. Der Sturmbann I/172 und der Sturmbann III/172 zählten knapp 1.000 Mann. Die Solinger SS bestand zu dieser Zeit aus 30 Männern.
Kommunalpolitisch machte sich die NSDAP erstmals 1929 bemerkbar. Sie stellte eine Liste mit neun Kandidaten auf, an der Spitze stand der damalige Ortsgruppenleiter von Solingen, der spätere kommissarische Oberbürgermeister Rudolf Brückmann, der auch das einzige Stadtratsmandat für die NSDAP errang.
Nach dem reichsweiten Durchbruch bei der Reichstagswahl 1930 verstärkte die NSDAP auch in Solingen ihre Mobilisierungsanstrengungen. 1931 und 1932 organisierte sie insgesamt 150 Veranstaltungen. Im August 1932 wurde Solingen in den Rang eines NSDAP-Kreises gehoben und der Arzt Dr. Helmuth Otto zum Kreisleiter ernannt. Erst 1931 war er in die SA und die Partei eingetreten. Zu seiner Motivation für den Parteieintritt schrieb er 1948 rückblickend:
„Ich wurde mir völlig klar drüber, daß die bürgerlichen Parteien [vor] der brachialen Gewalt der Roten die Flagge streichen würden und daß nur eine einzige Partei eventuell noch Einheit gebieten könnte und das waren die Nationalsozialisten!“
Dr. Helmuth Otto zu seiner Motivation der NSDAP beizutreten
Was Helmuth Otto als „Klassenkampf“ wahrnahm, war der Ausbruch einer tiefen wirtschaftlichen und sozialen Krise. Solingen litt unter der mit Abstand höchsten Massenarbeitslosigkeit in der Region. Von der allgemeinen Not war auch der Mittelstand betroffen, der umso heftiger von der nationalsozialistischen Propaganda umworben wurde. In dieser Krisensituation stießen die Wahlkämpfer der NS-Bewegung vor allem mit den Kampfverbänden der KPD aufs Heftigste zusammen.
Quellen:
– Stadtarchiv Solingen: Solinger Tageblatt und Ohligser Anzeiger, Fotos Aufmarsch, RS 27214 und SA-Appell, RS 22384
– Stadtarchiv Solingen: „Dokumentation – Nationalsozialistische Herrschaft in Solingen“, Solingen 1978
Die empirische und konzeptionelle Grundlagenarbeit zur Ausstellung durch Dr. Stephan Stracke wurde mit Mitteln der Landeszentrale für politische Bildung NRW gefördert.