Stolpersteinverlegung am 24. Januar 2025

Am 24. Januar 2025 wird der Künstler Gunter Demnig in Solingen fünf Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus verlegen. Alle Interessierten sind herzlich zur Teilnahme an der Verlegung eingeladen. Bitte seien Sie ein paar Minuten früher vor Ort, da wir nie so genau sagen können, wie der Zeitplan funktioniert.

9:00 Uhr: Wilhelm Wieden, Hasencleverstraße 13

Wilhelm Wieden war im Oktober 1933 festgenommen worden, nachdem an einem Festtag in Burg eine Hakenkreuzfahne herabgerissen worden war und die örtliche Parteiführung verlangte, dass zehn Kommunisten zu verhaften seien. Er wurde vermutlich zunächst in das Konzentrationslager Kemna in Wuppertal verschleppt und wenig später ins Emsland verlegt, wo insbesondere politische Gegner der Nationalsozialisten festgehalten, misshandelt und zu schwerer körperlicher Arbeit im Moor gezwungen wurden. Am 19. Oktober 1933 wurde der 22jährige auf dem Weg vom Bahnhof zum Lager Neusustrum erschossen, nachdem ihn die Wachen neben einem Zug herlaufen lassen hatten. Über die genaueren Umstände des Vorfalls in Burg, zu Wilhelm Wiedens politischer Haltung, der Inhaftierung und Ermordung ist leider kaum etwas bekannt.

9:25 Uhr: Lina Jordan, geb. Wurth, Baumstraße 3a

Lina Jordan kam 1897 in Solingen zur Welt und arbeitete als Packerin. Um 1930 erkrankte sie psychisch schwer und wurde im Januar 1931 in die Provinzial- Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen eingewiesen. Nach der Scheidung Ihrer Ehe und erneuten Aufnahmen in der Anstalt wurde als Krankheit Schizophrenie diagnostiziert. Von 1936 bis 1938 befand sie sich in „Familienpflege“ im Marienstift am Solinger Kannenhof. Im Rahmen der „Euthanasie“-Morde der Aktion T4 wurde Lina Jordan am 2. Mai 1941 zusammen mit 89 weiteren Patient:innen von Galkhausen in die Tötungsanstalt Hadamar verbracht und dort vermutlich direkt nach der Ankunft getötet. Bei dem in der Sterbeurkunde angegebenen Todesort Pirna-Sonnenstein und dem Todesdatum 23. Mai 1941 handelt es sich um eine bewusste Verschleierung ihres Schicksals durch die Täter.

Der Stolperstein wird im Beisein von Angehörigen verlegt.

9:50 Uhr: Paul Claasen, Weinsbergtalstraße 33

Paul Claasen, 1891 geboren, war Mitbegründer des ersten Arbeiterschwimmvereins in Solingen und trat 1919 in die neu gegründete KPD ein. Er kämpfte 1920 während des Kapp-Putsches gegen die Reichswehr und die konterrevolutionären Freikorps, die die Weimarer Republik zu Fall bringen wollten. Nach dem Reichstagsbrand organisierte Claasen zusammen mit anderen KPD-Funktionären den Wiederaufbau illegaler Gewerkschaftsgruppen im Raum Wuppertal. Am 16. Mai 1935 wurde er durch die Gestapo verhaftet. Im Februar 1936 verurteilte ihn der Volksgerichtshof wegen Hochverrats zu zehn Jahren Zuchthaus. 1943 überstellte man ihn ins österreichische KZ Mauthausen. In seinen Begleitpapieren stand RU, das heißt: Rückkehr unerwünscht. Paul Claasen überlebte durch die Hilfe eines tschechischen Arztes, der ihn als Hilfssanitäter einsetzte.

10:20 Uhr: Betty Pallas, geb. Martin, Roonstraße 14

Bertha „Betty“ Pallas, 1910 in Solingen geboren, musste schon mit 14 Jahren zur Unterstützung der Familie in einer Fabrik arbeiten. 1926 trat sie in den Deutschen Metallarbeiter-Verband ein und wehrte zusammen mit anderen Frauen durch einen Streik eine Gehaltskürzung ab. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verteilte sie Flugblätter gegen das Regime und sammelte Geld für Familien bereits verhafteter Widerständler. Sie wurde 1934 zu anderthalb Jahren Gefängnis wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt. Nach Kriegsende trat Betty Pallas der KPD bei und wurde von der englischen Besatzungsmacht 1946 in das Solinger Stadtparlament und in den Landtag von NRW berufen. 1952 bis 1954 war sie gewähltes Mitglied des Landtags. Zusammen mit Sozialdemokratinnen und christlichen Frauen engagierte sie sich gegen die Atombewaffnung der Bundesrepublik.

10:40 Uhr: Georg Haberer, Fürker Straße 30

Georg Haberer wurde als Sohn deutscher Eltern 1903 in Schaffhausen in der Schweiz geboren. Nach abenteuerlichen Wanderjahren, die ihn nach Frankreich und Amerika führten, und einer Verpflichtung als französischer Fremdenlegionär ließ er sich Ende der 1920er Jahre in Ohligs nieder. Er gründete dort an der Fürker Straße 30 eine Druckerei. 1934 wurde er zu einem der reichsweit wichtigsten Auftragsdrucker der nun illegalen kommunistischen Partei und stellte massenweise Flugblätter und Zeitungen her. Im November 1934 flüchtete er nach Saarbrücken und später nach Amsterdam. Bei seiner Wiedereinreise nach Deutschland wurde er im Juli 1935 festgenommen und im Februar 1936 vom Volksgerichtshof zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Bei Kriegsende wurde er von der Roten Armee aus dem Zuchthaus Brandenburg-Görden befreit. Er lebte bis zu seinem Tod 1978 in Solingen.

An der Verlegung nehmen Schüler:innen der benachbarten Carl-Ruß-Schule teil, die zu seiner Biographie recherchiert und die Patenschaft übernommen haben.

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