#closedbutopen Helene Sternsdorff

Da die Ausstellung „… und laut zu sagen: Nein.“ pandemiebedingt nicht wie geplant im Mai 2020 eröffnet werden konnte, wurden bis Mai 2021 jede Woche Teile daraus unter dem Hashtag #closedbutopen vorgestellt.

Am 16. Mai 1881 wurde Helene Sternsdorff in Solingen geboren. Ihre Eltern Hugo und Mathilde Sternsdorff, geb. Neef führten ein gut gehendes Friseurgeschäft. Helene Sternsdorff schloss die städtische höhere Töchterschule an der Friedrichstraße mit der Mittleren Reife ab. Ab 1899 studierte sie Klavier am Stern‘schen Konservatorium in Berlin.

Helene Sternsdorff an der Orgel, ohne Datum, Quelle: Stadtarchiv Solingen, RS 10536

Für die Klavierlehrerin, Organistin und Komponistin gehörten ganz selbstverständlich Juden und Christen zu ihrem Freundes- und Kundenkreis. So war sie nicht nur für die evangelische Gemeinde tätig, sondern war ab 1906 auf Empfehlung des Alt-Solinger Presbyteriums auch in der Solinger Synagoge als Organistin angestellt.

Gesangbuch der Synagogengemeinde von 1910 mit einer Komposition von Helene Sternsdorff, Quelle: Stadtarchiv Solingen, KA 1158

Ende 1933 wurde Helene Sternsdorff auf Druck der Deutschen Christen im Presbyterium vor die Wahl gestellt, entweder weiter für die evangelische Gemeinde oder für die Synagogengemeinde zu arbeiten. Sie argumentierte, dass sie auf beide Einkünfte angewiesen sei und schaltete unerschrocken die Fachschaft der NS‑Reichsmusikkammer für Evangelische Kirchenmusiker ein. Diese gab ihr tatsächlich im März 1934 Recht. Das Presbyterium, in dem die Deutschen Christen noch die Mehrheit hatten, hob daraufhin seinen Beschluss auf, weigerte sich aber dennoch Entschädigung für in der Zwischenzeit entgangene Einkünfte zu zahlen.

„Presbyterium hält an seiner Auffassung fest, dass es sich nicht mit der Ehre und dem Wesen der evangl. Kirche verträgt, wenn eine in ihren Diensten stehende Organistin gleichzeitig in der Synagogengemeinde tätig ist.“

Alt-Solinger Presbyterium, 1934
Mitteilung des Presbyteriums an die Fachschaft der NS-Reichsmusikkammer für Evangelische Kirchenmusiker vom 29. Mai 1934, Quelle: Archiv des Evangelischen Kirchenkreises Solingen

Bis November 1938 spielte Sternsdorff weiter parallel in der Synagoge und der Kirche. Sie half wo immer möglich jüdischen Bekannten. So leitete sie zum Beispiel über eine Deckadresse Post an die Familie Oesterreicher weiter.

Am 28. Februar 1951 starb Helene Sternsdorff an den Folgen eines Treppensturzes.

Quellen:
– Horst Sassin: Helene Sternsdorff, Solinger Klavierlehrerin und Organistin in Kirche und Synagoge, in: Die Heimat Nr.17, Solingen 2001
– Stadtarchiv Solingen, RS 10536, KA 1158
– Archiv des Evangelischen Kirchenkreises Solingen: Presbyteriumsberichte

Die empirische und konzeptionelle Grundlagenarbeit zur Ausstellung durch Dr. Stephan Stracke wurde mit Mitteln der Landeszentrale für politische Bildung NRW gefördert.

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