Da die Ausstellung „… und laut zu sagen: Nein.“ pandemiebedingt nicht wie geplant im Mai 2020 eröffnet werden konnte, wurden bis Mai 2021 jede Woche Teile daraus unter dem Hashtag #closedbutopen vorgestellt.
Hella Ruth Krämer und Walter Dornhaus lernten sich im Arbeiterschwimmverein Solingen kennen und lieben. Walter Dornhaus war ebenso wie Ruths Vater Franz Krämer Mitglied der KPD, außerdem bei den Wandervögeln und in der Gewerkschaft aktiv. Nach der Machtübernahme kam er deswegen einige Zeit in Anrath in „Schutzhaft“. Ruth und Walter Dornhaus heirateten am 18. Januar 1936.
Sohn Ralf kam am 1. Februar 1944 zur Welt. Während des Krieges lebte Ruth Dornhaus zusammen mit ihrer Schwiegermutter Selma Dornhaus an der Corinthstraße (damals Karl-Almenröder-Straße) in Solingen-Wald, da ihr Mann als Soldat zu einer Nachrichtenkompanie der Wehrmacht eingezogen worden war. Bei Kriegsende geriet er in Italien in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Am 16. April 1945 wartete Ruth Dornhaus mit anderen Personen in einer Schlange vor einem Lebensmittelgeschäft auf eine Zuteilung Kaffee. An der engen Ortsdurchfahrt, auch „Walder Schlauch“ genannt, hatten die Hausbewohner bereits weiße Bettlaken in die Fenster gehängt – in Erwartung der amerikanischen Truppen, die bereits in Ohligs standen.
Wegen der Beflaggung als Signal der Kapitulation, die von einer Gruppe um Karl Bennert organisiert worden war, kam es plötzlich zu einem Feuergefecht zwischen sich zurückziehenden Militärs und den antifaschistischen Widerständlern. Ruth Dornhaus erhielt als unbeteiligte Passantin einen Bauchschuss und starb auf der Stelle. Sie war eines der letzten Todesopfer des Krieges in Solingen.
Am nächsten Tag konnte Solingen-Wald kampflos den amerikanischen Truppen übergeben werden. Walter Dornhaus erfuhr erst nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft vom Tod seiner Frau. Sohn Ralf wurde von seiner Großmutter Selma und der verwitweten Schwester seines Vaters mit großgezogen. Walter Dornhaus heiratete nicht wieder.
Ruth Dornhaus‘ Vater Franz Krämer, der neben seinem Beruf als Messerhärter an der Düsseldorfer Kunstakademie Kurse in Malerei belegt hatte, fertigte in Erinnerung an seine erschossene Tochter ein Ölgemälde von ihr an.
Quellen:
– Ralf Dornhaus: Familienfotos und Gemälde Ruth Dornhaus
– Stadtarchiv Solingen: Foto Wald, RS 1373
– Armin Schulte: „Man soll mich nicht vergessen!“ Stolpersteine in Solingen, Schicksale 1933-1945, Solingen 2020, darin Ruth Dornhaus
Die empirische und konzeptionelle Grundlagenarbeit zur Ausstellung durch Dr. Stephan Stracke wurde mit Mitteln der Landeszentrale für politische Bildung NRW gefördert.