#closedbutopen Änne Wagner

Da die Ausstellung „… und laut zu sagen: Nein.“ pandemiebedingt nicht wie geplant im Mai 2020 eröffnet werden konnte, wurden bis Mai 2021 jede Woche Teile daraus unter dem Hashtag #closedbutopen vorgestellt.

Änne Wagner – „Gegen den Strom? Lebenserinnerungen 1904–1945“, Solingen 2000. Das Titelbild zeigt Änne Wagner im Jahr 1934.

Änne Wagner, geb. Eckmann wurde am 16. April 1904 in Widdert geboren. Sie war verheiratet und hatte eine Tochter. In den 1980er Jahren begann sie in Zusammenarbeit mit Archivar Ralf Rogge ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Sie blätterte darin fast ein halbes Jahrhundert ihrer persönlichen Alltagserinnerungen vor dem Hintergrund sozialer und politischer Ausnahmezustände auf: von ihrer Kindheit und Jugend im „roten“ Widdert, über ihren beruflichen und politischen Werdegang in der KPD, der KPO und als Mitarbeiterin der „Bergischen Arbeiterstimme“ bis hin zur Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs.

Die kaufmännische Ausbildung bei der „Bergischen Arbeiterstimme“ hatte sich Änne Wagner erkämpfen müssen. Sie nahm dafür finanzielle Entbehrungen in Kauf. Schnell wurde sie im Verlag und in der Druckerei mit verschiedensten Aufgaben betraut und auch zunehmend in die politische Arbeit der KPD eingespannt. Ihr persönliches Interesse galt vor allem der Jugendarbeit und den Naturfreunden.

Hinweis: Die Qualität der Tonaufnahmen ist leider nicht sehr gut, daher finden Sie unter dem Audioplayer jeweils ein Transkript zum Nachlesen.

Interview mit Änne Wagner über die Arbeit mit kommunistischen Kinder- und Jugendgruppen. Quelle: Ralf Rogge, Stadtarchiv Solingen
Interview mit Änne Wagner über die Situation der Frauen in der Arbeiterschaft.

Links: Die „Bergische Arbeiterstimme“ hatte an der Hochstraße 23 (heute Am Neumarkt) im Erdgeschoss die Anzeigenabteilung und die Buchhandlung, in der ersten Etage die Redaktion, Quelle: Stadtarchiv Solingen, BASt vom 27. Juni 1925; Rechts: Änne Wagner, geb. Eckmann, in der Buchhandlung der „Bergischen Arbeiterstimme“, Quelle: Stadtarchiv Solingen, RS 27953


Interview mit Änne Wagner über die Zeiten, als die Gewerkschafter noch nicht politisch gespalten waren.

1929 wurde Änne Wagner zusammen mit anderen Funktionären und Stadtverordneten, denen man parteischädigendes Verhalten vorwarf, aus der Partei ausgeschlossen. Die Gruppe war der Ansicht, dass man die Arbeiterschaft nicht durch einen Absolutheitsanspruch der KPD für die gemeinsame Sache gewinnen könne. In der Folge verlor Änne Wagner auch ihren Arbeitsplatz. Die Ausgeschlossenen gründeten zwar eine Gruppe der Kommunistischen Partei-Opposition (KPO), konnten bei der kommenden
Kommunalwahl aber lediglich 1,9 % der Stimmen erzielen.

Interview mit Änne Wagner über die Einschüchterung der Bevölkerung durch die NS-Propaganda zum 1. Mai 1933.

Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, wurde Änne Wagners Wohnung im März 1933 von Beamten der Politischen Polizei durchsucht. Allerdings waren sie wohl auf der Suche nach ihrem geschiedenen Ehemann, dem KPD-Funktionär Max Adrion.

Im Mai 1937 gab es eine Verhaftungswelle von KPO-Sympathisanten. Im Februar 1938 wurde Änne Wagner selbst vorgeladen und vier Tage im Düsseldorfer Stadtgefängnis festgehalten. Sie erfuhr immer wieder von Verhaftung, Folterung und Ermordung ihrer politischen Wegbegleiter und Freunde, wie Paul Happe und Josef Becker.

„Wieviele Gefangene, Genossen und Freunde, hatten vor mir hier schon die gekalkten Wände verzweifelt angestarrt, an denen ich nun allerlei Kritzeleien entdeckte. Ich schalt mich selbst, weil ich weder Papier noch Bleistift eingesteckt hatte.“

Änne Wagner über ihre Verhaftung 1938

1938 heiratete Änne Wagner und zog sich weitgehend ins Privatleben zurück. Erst im Alter begann sie, ihre Erlebnisse bei Veranstaltungen von Naturfreunden und Gewerkschaften zu erzählen.

Quellen:
– Änne Wagner: „Gegen den Strom? Lebenserinnerungen 1904–1945“, Solingen 2000
– Interview mit Änne Wagner von Ralf Rogge, Solinger Stadtarchiv

Die empirische und konzeptionelle Grundlagenarbeit zur Ausstellung durch Dr. Stephan Stracke wurde mit Mitteln der Landeszentrale für politische Bildung NRW gefördert.

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