Wir freuen uns, am 4. Juni zur Verlegung von 22 Stolpersteinen auch 28 Nachfahren und deren Angehörige aus Groß-Britannien, den USA, Israel, der Schweiz und Deutschland in Solingen begrüßen zu können. Am Vorabend der Stolpersteinverlegung mit dem Künstler Gunter Demnig zeigen wir im Kino „Das Lumen“ erstmals den Dokumentarfilm „Johanna Seligmann Coppel – Ein Leben für die Familie“. Die Filmvorführung ist ebenso wie die Stolpersteinverlegung öffentlich. Das Begleitprogramm zur Stolpersteinverlegung und für die Nachfahren wurde durch eine Förderung der Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung ermöglicht und in Kooperation mit dem Stadtarchiv Solingen organisiert.
Montag, 3. Juni 2024, 18 Uhr, Kino „Das Lumen“, Clemensgalerien: „Johanna Seligmann Coppel – Ein Leben für die Familie“, Dokumentarfilm, Regie: Helmut Wimmer, CH/D 2021
Andrea Rey-Suter, Urenkelin von Johanna Seligmann-Coppel, drehte im Sommer 2021 mit dem Filmemacher Helmut Wimmer eine Dokumentation auf den Spuren ihrer Vorfahren. Die Reise führte sie unter anderem nach Solingen, in die Geburtsstadt ihrer Urgroßmutter. Mit Unterstützung des Stadtarchivs Solingen und weiteren in der Geschichtsvermittlung aktiven Menschen besuchte Andrea Rey-Suter hier die Orte, an denen die Familie Coppel lebte und wirkte.
Der Film gibt einzigartige Einblicke in das Leben der Tochter des Solinger Ehrenbürgers und Großindustriellen Gustav Coppel und Ehefrau des Continental-Fabrikdirektors Siegmund Seligmann. In ihren letzten Lebensjahren musste Johanna Seligmann als Jüdin die katastrophalen Auswirkungen der NS-Herrschaft aus dem Schweizer Exil verfolgen. Voller Sorge um ihre in Deutschland zurückgebliebene Familie unternahm Johanna Seligmann-Coppel 1943 einen verzweifelten Versuch, ihre Enkelinnen zu retten.
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Trailer auf YouTube
Dienstag, 4. Juni 2024 ab 12 Uhr, Stolpersteinverlegungen an der Düsseldorfer Straße in Ohligs und in Solingen-Mitte
Die Stolpersteinverlegungen in Ohligs beginnen um 12 Uhr im Beisein von Oberbürgermeister Tim Kurzbach. In Ohligs begleiten Schüler:innen der Weiße-Rose-AG der Geschwister-Scholl-Schule die Verlegung und in Solingen-Mitte Schüler:innen eines Projektkurses der Alexander-Coppel-Gesamtschule. Wir danken den Patinnen und Paten der Stolpersteine, der Evangelischen Gemeinde an der Wittenbergstraße für ihre organisatorische Unterstützung und dem Team von Aquaris Hasseldelle für die vorbereitenden Arbeiten.
12:00 Uhr, Düsseldorfer Straße 26: Familie Wallach
Karl Wallach war 1927 nach Ohligs gezogen und hatte dort zusammen mit Albert Oster das Textilwarengeschäft Oster & Co. eröffnet. 1929 heiratete er Hildegard Koopmann und zwei Jahre später wurde Tochter Margot in Ohligs geboren. Aufgrund der 1933 einsetzenden Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte ging die Firma im Oktober 1934 in Konkurs. Karl Wallach meldete ein Gewerbe als Vertreter an und führte an der Talstraße ein Etagengeschäft weiter. In der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurden auch Wallachs überfallen. Karl Wallach wurde in „Schutzhaft“ genommen und in das KZ Dachau überführt. Nach seiner Rückkehr gelangte die Familie Anfang 1939 mit Hilfe eines Schleppers zu Fuß über die Grenze nach Belgien. Nach dem deutschen Überfall auf Belgien im Mai 1940 wurde Karl Wallach interniert und am 26. August 1942 über das Lager Drancy in Frankreich nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Margot und Hilde Wallach tauchten zunächst auf eigen Faust unter und wurden später mit Hilfe katholischer Ordensleute unter falschem Namen versteckt. Mutter und Tochter konnten 1948 in die USA auswandern.
12:15 Uhr, Düsseldorfer Straße 26, Familie Steinberger
Julius Steinberger eröffnete 1897 ein „Kaufhaus I. Ranges“ für „Manufactur- und Modewaren, Damen- und Herrenconfection“. Im selben Jahr kam Tochter Käthe zur Welt, Sohn Kurt folgte 1899, und 1902 wurde Tochter Elisabeth geboren. Käthe starb 1915 im Alter von nur 17 Jahren. Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sich Julius Steinberger nicht nur in der Solinger Synagogengemeinde, sondern auch in der Kommunalpolitik und der IHK. Als Vorsitzender des Ohligser Gewerbevereins setzte er sich für die Belange des Einzelhandels ein. Im August 1927 kündigte Julius Steinberger nach 30jähriger Geschäftstätigkeit den Ausverkauf seines Kaufhauses an. 1930 begann er mit der Produktion und dem Handel von Rasierklingen, Taschenmessern und Scheren. Sein Schwiegersohn Martin Goldschmidt trat in die Geschäftsführung ein, auch Elisabeth und Kurt arbeiteten im Betrieb mit. Am 30. Oktober 1932 starb Julius Steinberger infolge eines Schlaganfalls in Düsseldorf. Er wurde unter Beteiligung der Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden und vieler Vereine auf dem jüdischen Friedhof in Solingen beigesetzt. Kurt emigrierte bereits 1932 nach London. 1938 verkaufte die Witwe Sybilla Steinberger ihren Grundbesitz und reiste im Oktober 1938 zu ihrem Sohn nach England. In der Reichspogromnacht 1938 wurden die Goldschmidts in ihrer Wohnung von SA-Männern überfallen, Martin Goldschmidt vorübergehend in das KZ Dachau verschleppt. Im Januar 1939 konnten auch Martin und Elisabeth Goldschmidt nach London fliehen.
12:30 Uhr, Düsseldorfer Straße 34-36, Familie Zürndorfer
Bernhard Zürndorfer heiratete 1907 Rosalie Feitler und eröffnete in Ohligs ein Geschäft für Kurz- und Weißwaren. Ein Jahr später kam Tochter Thea zur Welt, 1912 die kleine Schwester Margot. 1920 starb Bernhard Zürndorfer relativ jung an den Folgen einer Zuckererkrankung. Im Ohligser Anzeiger kondolierten Angestellte und Mitglieder des Schutzvereins für Kleinhandel und Gewerbe. Das Geschäft wurde von seiner Frau Rosalie weitergeführt. Da die Familie wohlhabend war, gehörten die beiden Töchter zu den wenigen Mädchen dieser Zeit, die eine höhere Schulbildung erhielten. Thea bestand 1928 das Abitur an der Königin-Luise-Schule in Köln. Sie verlobte sich 1929 mit dem Silberschmied Ivan Shortt aus Birmingham. 1931 heiratete das Paar und Thea zog nach England. Am 30. Mai 1938 heiratete die bereits schwer herzkranke Margot Zürndorfer den Gynäkologen Dr. Hugo Lichtenstein. Er hatte sich im Oktober 1931 in Ohligs niedergelassen. Zum 30. September 1938 entzog das Regime allen jüdischen Ärzten die Approbation. Nur einen Tag später wurde das Zürndorfersche Geschäft „arisiert”. Nach der Pogromnacht auf den 10. November 1938 wurde Hugo Lichtenstein verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Er wurde am 3. Dezember 1938 entlassen, aber nur wenige Tage später starb seine Frau Margot. Im März 1939 konnte Rosalie Zürndorfer zu ihrer Tochter Thea auswandern. Hugo Lichtenstein war bereits im Februar nach England geflohen. Erst 1949 konnte er in Swindon, Wiltshire wieder als praktischer Arzt tätig sein.
12:45 Uhr, Düsseldorfer Straße 35, Familie Steeg
Paul Steeg und seine Frau Emma eröffneten 1909 in dem markanten Eckhaus den „Central-Bazar“. Neben Spielwaren boten sie dort Kleinmöbel, Haushaltswaren und Geschenkartikel an. 1905 wurde Tochter Grete geboren. Sie absolvierte nach dem Lyceum eine kaufmännische Lehre im elterlichen Geschäft. 1929 heiratete sie den Kaufmann Walter Wertheim. Im September 1931 eröffnete dieser im ehemaligen Central-Bazar ein Kleinpreis-Warenhaus, das zwischen 45 und 60 Angestellte hatte. An dem Gewinn war Paul Steeg beteiligt. Im August 1933 zog Walters jüngerer Bruder Fritz nach Ohligs. Der promovierte Jurist war nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten aus der Liste der Anwälte gestrichen worden und stieg daraufhin in das Geschäft seines Bruders ein. Beide waren im „Sportbund ‚Schild‘ des Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“ aktiv. Fritz engagierte sich nicht nur im Vorstand des Fußballvereins, sondern war auch als Mittelstürmer erfolgreich. In der Pogromnacht zum 10. November 1938 wurden das Geschäft und die Wohnungen der Familien Steeg und Wertheim zerstört. Emma Steeg floh nach Köln, wo ihr Ehemann Paul Patient im jüdischen Krankenhaus war. Er starb dort einen Tag später an den Folgen eines Magengeschwürs. Am 12. November gingen Grete, Walter und Fritz Wertheim in Rotterdam an Bord eines Schiffes nach New York. Im Dezember 1939 konnte Emma Steeg ihrer Tochter nach New York folgen. Grete und Walter Wertheim eröffneten dort ein Kolonialwarengeschäft. Ein Verkaufsrenner in „Walter’s Appetizing & Grocery“ war der Heringssalat nach dem Rezept von Emma Steeg.
13:00 Uhr, Düsseldorfer Straße 40, Familie Davids
Im Dezember 1899 kam Georg Davids als Handlungsgehilfe nach Ohligs. 1901 eröffnete er mit seinem ältesten Bruder Josef das Herrengarderobengeschäft „Gebr. Davids“. Weitere Geschwister führten in Neuss, Wiesbaden, Remscheid und Bochum Bekleidungsgeschäfte. 1903 heiratete Georg Davids Jenny Strauss, 1904 wurde Sohn Walter geboren, Tochter Hilde folgte 1906. 1907 konnten Davids ihren repräsentativen Neubau an der Düsseldorfer Straße 40 eröffnen. Das Geschäft rangierte für die nächsten Jahre immer auf Platz zwei der Ohligser Unternehmen in jüdischem Besitz. Mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 setzte der Niedergang der Geschäftsentwicklung ein. Im August 1935 wurde Walter Davids als Teilhaber aufgenommen. Im Februar 1937 heiratete er Gerda Stein, die zu ihm nach Ohligs zog. Im Januar 1938 wurde das Unternehmen „arisiert“. Georg und Walter Davids meldeten ein Gewerbe als Handelsvertreter für Textilwaren an und zogen mit ihren Ehefrauen nach Köln. Am 8. November 1938 floh Tochter Hilde mit Ehemann und Tochter in die USA. Gerda und Walter Davids emigrierten Ende März 1939. Die Eltern blieben alleine zurück. Alle Versuche, auch für sie noch Visa zu organisieren, schlugen fehl. Georg und Jenny Davids wurden von Köln aus nach Berlin verschleppt, wo sie am 29. Januar 1943 einem Transport in das Vernichtungslager Auschwitz angehörten.
13:15 Uhr, Düsseldorfer Straße 46, Familie Rosenbaum
Im Gegensatz zu den anderen jüdischen Händlern in Ohligs stammte Abraham „Adolf“ Rosenbaum aus einer Gegend, die zur Zeit seiner Geburt noch zu Österreich-Ungarn gehörte. 1909 zog er nach Ohligs und eröffnete 1912 ein Geschäft für Bekleidung und Schuhwaren. Er heiratete 1914 Cilly Weissfeldt, deren Brüder das Herrenkonfektionsgeschäft „Gebr. Weissfeldt“ in Solingen führten. Am 22. Juni 1922 kam Tochter Lia zur Welt. Die Familie galt als wohlhabend, lebte in einer komfortablen 4- bis 5-Zimmer-Wohnung, führte mehr als 6.000 Schuhpaare im Warenlager und beschäftigte drei bis vier Angestellte. Die Boykottmaßnahmen ab 1933 hatten zunächst keine gravierenden Auswirkungen auf den Umsatz. 1938 wurde Adolf Rosenbaum zum Verhängnis, dass er seit dem Ersten Weltkrieg nicht mehr als österreichischer, sondern als polnischer Staatsbürger galt. Ende Oktober wurde er in der sogenannten „Polenaktion“ über die Grenze nach Polen abgeschoben, bei der deutschlandweit mindestens 17.000 Juden zwangsausgewiesen wurden. Adolf Rosenbaum floh zunächst nach Belgien, dann weiter nach Südfrankreich. Spätestens in Nizza war die Familie wieder vereint. Die Stadt gehörte lange Zeit zur unbesetzten Zone Frankreichs, so dass sich dort zahlreiche jüdische Flüchtlinge sammelten, die darauf hofften, von hier aus in die USA auswandern zu können. Nachdem die Deutschen auch in Nizza das Kommando übernahmen, tauchten die Rosenbaums unter. Im Oktober 1943 fand nachts eine Razzia der Gestapo statt. Adolf, Cilly und Lia Rosenbaum sowie Lias Verlobter Léon Mark-Geschwind wurden in das Lager Drancy bei Paris verschleppt. Am 20. November 1943 wurden alle vier nach Auschwitz deportiert und ermordet.
14:00 Uhr, Kurfürstenstraße 8, Familie Coppel
Carl Gustav Coppel war das älteste von fünf Kindern des Solinger Ehrenbürgers Gustav Coppel. Nach seiner Ausbildung zum Kaufmann unternahm er ausgedehnte Auslandsreisen und lebte von 1882 bis 1885 in Philadelphia. Nach seiner Rückkehr wurde er Teilhaber im väterlichen Unternehmen. 1890 heiratete er Hedwig Lippmann. Sie engagierte sich sozial und trat gelegentlich als Sängerin auf. 1891 wurde Tochter Anna geboren, ihre Schwester Martha kam 1895 zur Welt. 1920 zog das Ehepaar Coppel mit Martha nach Düsseldorf um. Der Umzug erfolgte möglicherweise aus geschäftlichen Gründen. Carl Gustav kümmerte sich als Gesellschafter insbesondere um das Hildener Zweigwerk. 1936 war das Zweigwerk mit 900 Beschäftigten das erste Opfer der „Arisierung“ des Gesamtbetriebes. Die enteigneten jüdischen Geschäftsinhaber stellten mit der „Carl Gustav und Dr. Alexander Coppel-Stiftung“ noch einmal 50.000 Mark für die ehemalige Belegschaft zur Verfügung. Zwar wurde Carl Gustavs Schwiegersohn Karl Anton Reiche noch vorübergehend zu einem der beiden neuen Gesellschafter bestimmt, 1939 schied jedoch auch er aus der Firma aus. Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Wohnung von Carl Gustav und Hedwig Coppel in Düsseldorf verwüstet. Tochter Martha wurde zu dieser Zeit von einer Pflegerin betreut, Tochter Anna wurde 1940/1941 wegen verbotenen Radiohörens im Frauenstrafgefängnis Leipzig inhaftiert. Am 20. August 1941 starb Hedwig Coppel, kurze Zeit später wurde Martha in eine Heilanstalt eingewiesen. Carl Gustav Coppel war den ständig neuen Schicksalsschlägen nicht mehr gewachsen. Er nahm sich am 25. September 1941 das Leben. An der Seite seiner Frau wurde er in Düsseldorf bestattet.
14:25 Uhr, Kirchstraße 4, Familie Berkenau
Der evangelische Nervenarzt Dr. Paul Berkenau entstammte einer jüdischen Familie aus Hannover. Als er Ende 1927 nach Solingen kam, richtete er seine erste Praxis an der heutigen Klemens-Horn-Straße ein. Dort freundeten er und seine Frau Erika sich mit dem benachbarten Ärzteehepaar Rüppel an. 1929 zogen die Berkenaus mit ihren Kindern Günther und Susanne an den Südwall. Dr. Berkenau meldete seinen Sohn Günther bereits 1937 wegen persönlicher Anfeindungen vom Gymnasium ab und ermöglichte ihm den Besuch eines Internats in England. Als die Eltern sich Ende September 1938 nach Köln abmeldeten, ließen sie ihre 11-jährige Tochter Susanne übergangsweise bei den Rüppels zurück. In der Pogromnacht auf den 10. November 1938 musste sie den Überfall auf die Praxis und die Wohnung des Ehepaars miterleben. 1939 wanderte der in Solingen sehr bekannte Arzt notgedrungen mit Frau und Tochter nach England aus. Dort musste er erst das englische Medizinexamen nachholen, bevor er ab 1941 als Klinikarzt arbeiten konnte. Günther Berkenau meldete sich 1942 im Alter von 18 Jahren freiwillig zur britischen Armee. Damals änderte er seinen Familiennamen zu Berkeley. Im Juni nahm er an der alliierten Landung in der Normandie teil. Bis zum Kriegsende am 8. Mai 1945 kämpfte er als Soldat gegen Hitler-Deutschland. Nach Kriegsende war er Besatzungssoldat in Norddeutschland.
14:45 Uhr, Kasernenstraße 17, Carl Paul Rotthaus
Das Schicksal des Kriegsinvaliden Carl Paul Rotthaus, 1880 in Solingen geboren, macht deutlich, dass es bei der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Ideologie nicht nur um „Erbgesundheit“ ging, sondern dass „wertes und unwertes Leben“ nach Produktivität und Kosten bemessen wurden. Die epileptischen Anfälle von Rotthaus rührten von einer Schädelverletzung, die er im Ersten Weltkrieg erlitten hatte. Bis 1939 konnte die Familie ihn zu Hause versorgen, aber die zunehmenden Anfälle erforderten eine permanente Aufsicht, sodass er schließlich in der Anstalt Tannenhof in Remscheid untergebracht wurde. Als 1943 Plätze für Bombenkriegsopfer geschaffen werden mussten, wurde Carl Paul Rotthaus zunächst nach Hausen in der Nähe von Linz am Rhein verlegt. Auch hier kam es wenig später zur Evakuierung, und Rotthaus wurde über Eglfing-Haar in die Anstalt Ecksberg in Bayern verlegt. Hier starb er im November 1943 aufgrund des Bayerischen „Hungerkosterlasses“ im Alter von 63 Jahren eines gewaltsamen Todes. Dabei wurde arbeitsunfähigen Patienten lediglich eine völlig fettlose „Sonderkost“ mit wenig Kohlehydraten verabreicht, die in der Regel nach drei Monaten zum Tode führte. Auf seiner Sterbeurkunde ist als Todesursache Inanition, also Unterernährung, vermerkt. Der Enkel Dirk Rotthaus recherchierte die Geschichte seines Großvaters und veröffentlichte 2017 einen Beitrag über sein Schicksal im „Mühlrad“, einer Publikation des Geschichtsverein Heimatbund Mühldorf e.V.